Direkter Draht zu Gott
Kreiskirchentag: Luthers große reformatorische Erkenntnis ist ein Thema in Herzberg/Elster
Von Karsten Bär
Am Rande liegt der Kirchenkreis Bad Liebenwerda nur auf den ersten Blick. Sicher, die Region ist der östlichste Zipfel der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Doch in Anbetracht des Lutherjahres liegt der Kirchenkreis fast mittendrin: »Historisch gehörten wir zum sächsischen Kurkreis mit Wittenberg als Zentrum«, verdeutlicht Superintendent Christof Enders. Luther selbst habe sich oft in der Gegend aufgehalten, so beim Streitgespräch mit dem päpstlichen Nuntius von Miltitz in Liebenwerda und auch mehrmals in Herzberg/Elster, wo auch Melanchthon wirkte. »Dass wir quasi zum Kernland der Reformation gehören, ist Auswärtigen oft mehr bewusst als den Einheimischen«, weiß der Superintendent. Mit dem Reformationsjubiläum scheint sich daran mittlerweile etwas zu ändern.
Ein Grund mehr, den Kreiskirchentag, zu dem der Kirchenkreis Bad Liebenwerda am 15. Juli nach Herzberg einlädt, auch thematisch ins Lutherjahr einzugliedern. »Der Kreiskirchentag ist der wichtigste Beitrag des Kirchenkreises zum Reformationsjubiläum in der Region«, so Enders. »Mein direkter Draht« heißt das Motto. »Dass Gott gnädig ist und jeder einzelne Mensch sozusagen einen ›direkten Draht‹ zu ihm hat, ist die große Erkenntnis, mit der Luther die Reformation in Gang setzte«, erklärt er. Das Motto wird seinen Ausdruck finden unter anderem im Gottesdienst mit Bischof a. D. Axel Noack (14 Uhr, Stadtkirche St. Marien) und in einem Vortrag des Wittenberger Luther-Experten Dr. Martin Treu (ab 15.30 Uhr, Gemeindehaus). Zudem wird Bernhard Naumann, der Wittenberger Luther-Darsteller, Reden und Aussprüche des Reformators vortragen (17 Uhr, Bühne). Natürlich gibt das Programm weit mehr her: Workshops, Konzert oder »Action« für Kinder und Jugendliche etwa.
Teil des Kreiskirchentags ist auch das Reformationsspiel der Stadt Herzberg. »Mein Licht. Der Aufbruch der Anna zu Herzberg« heißt das Stück, an dem sich die evangelische Gemeinde beteiligt, und es passe hervorragend zum Motto des Kirchentages, sagt Christof Enders. Nicht zuletzt sorgt es für Berührungspunkte zwischen Kirche und dem säkularen Teil der Gesellschaft. »Dieses gemeinschaftliche Agieren im Lutherjahr ist bemerkenswert«, ist der Superintendent zufrieden. »Das Thema Reformation interessiert auch viele nichtreligiöse Menschen.«
In Bad Liebenwerda gibt es beispielsweise immer wieder gemeinsame Projekte von Gemeindekantorei und Grundschule. Zuletzt führten die Schüler der fünften und sechsten Klassen das Reformationsmusical »Mönsch Martin« in der Nikolaikirche auf.
Sorgt Zusammenarbeit wie diese auch dafür, dass wieder mehr Menschen den direkten Draht zu Gott finden? Zu hoffen wäre dies angesichts eines prognostizierten demografisch bedingten Rückgangs der Mitglieder im Kirchenkreis von derzeit 17 000 auf 13 000 im Jahr 2025. Das Bedürfnis nach Glauben und Religion meint Enders durchaus zu spüren. Nicht zuletzt spricht die seit Jahren steigende Resonanz für den – im Bundesland Brandenburg fakultativen – Religionsunterricht dafür. In 15 Grundschulen und Gymnasien unterrichte man derzeit rund 750 Schüler in 64 Lerngruppen. Etwa die Hälfte der Schüler sei kirchlich nicht gebunden, entscheide sich aber bewusst für den Religionsunterricht.
»Die großen Fragen der Menschen bleiben ja, da können wir als Kirche Antworten geben und einen Schatz in die säkularisierte Gesellschaft tragen«, meint Enders. Diesem bestehenden Bedürfnis könne man aus seiner Sicht offensiver entgegengehen. »Da sollten wir weitere Angebote schaffen.«
Programm des Kreiskirchentags unter
www.kirchenkreis-badliebenwerda.de
Autor:Adrienne Uebbing |
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