Landesposaunenfest: Der Bläserchor Gernrode ist am Wochenende Gastgeber
Mächtig viel Gebläse
Von Uwe Kraus
»Das war schon ein Erlebnis, wenn man an den berühmten irischen Cliffs of Moher den Choral ›Lobet den Herrn‹ spielt«, schwärmt Eckhart Rittweger – Kreiskirchenmusikwart, Kantor, Orgelsachverständiger und Leiter des Posaunenchores Gernrode, der am 2. und 3. Juni quasi Gastgeber des Landesposaunenfestes in Anhalt ist. »Die Landeskirche Anhalts unterhält eine Partnerschaft mit der Diözese Limerick der Church of Ireland, und wir waren dort mit Mitgliedern unseres Posaunenchores zu Gast«, erinnert sich Rittweger.
Den Chor gab es noch nicht, als der Kirchenmusiker vor 29 Jahren in Gernrode seinen Dienst antrat. »Oder besser, nicht mehr. Ein Katechet hatte ihn vorher geleitet. Ich dachte, einen Posaunenchor braucht die Gemeinde schon.« Er mit seiner Trompete traf auf einen Bekannten, der Trompete spielte, dann kam eine Posaune dazu. So blies er mit Bernd Petrasch und Steffen Ibe in Dreierbesetzung öffentlich. »Wir wuchsen immer mehr, so dass wir 1995 15 Bläser waren.«
Unterdessen wechselte die eine oder andere Position, doch mit 17 Mitstreitern zwischen 16 und 70 Jahren sowie drei potenziellen Kandidaten, die noch in der Ausbildung stecken, verfüge der Posaunenchor über eine solide Basis. Die Besetzung unterscheidet sich wenig von anderen Posaunenchören, doch die zwei Saxophone sind schon besonders. »Wir betreiben aktive Mitgliederwerbung, Steffen Ibe ist in die Schulen gegangen, um Jungbläser zu werben. Fünf junge Leute haben so Trompete gelernt und besuchten die Jungbläsertage.« Doch Rittweger weiß, »die haben wir nicht für uns selbst ausgebildet. Irgendwann sind sie weg aus der Region. Ich bin sicher, irgendwann blasen sie woanders, so dass unsere Mühen nicht umsonst waren.«
Unterwegs von Frose bis Güntersberge
Den Posaunenchor vernimmt man von Frose bis Günthersberge im gesamten Kirchenkreis Ballenstedt, bei Gottesdiensten, aber auch auf Weihnachtsmärkten, bei Gemeindefesten oder Konzerten wie der Volksliedserenade im Gernröder Stiftshof. Rittwegers Mitstreiter kommen nicht nur aus Gernrode, sondern auch aus Dankerode, Neudorf, Bad Suderode und Ballenstedt. »Trotzdem, wir sind etwas abgeschieden vom großen Geschehen. Da freut es uns natürlich, dass das Landesposaunenfest bei uns stattfindet. Wir rechnen mit so 100 Bläsern, da steckt musikalisch schon etwas dahinter.« So gibt es im benachbarten Ballenstedt zum Auftakt am Sonnabend ab 14 Uhr ein Open Air Konzert mit allen Bläsern, bevor dann in der Cyriakuskirche »Youth in Brass« und der Bläserkreis ein Konzert spielen. Am Sonntag erklingt dann vor dem Festgottesdienst um 10.30 Uhr ein einstündiger Morgenchoral. Da soll natürlich das Wetter »mitspielen«. Regen würde ziemlich stören – mit der Posaune in der einen Hand passt der Regenschirm schlecht in die andere. Und die Noten würden nass.
Doch der Posaunenchor Gernrode hat Erfahrung vom Posaunentag 2008 in Leipzig und 2016 in Dresden, wo zum Abschlussgottesdienst im Stadion allein 18 000 Bläser musizierten. »Das waren schon unsere größeren Auftritte, aber alle zwei Jahre reisen wir zur Familienbläserfreizeit, ob an der Nordsee oder im Süden, es gibt da immer ein Bläser- und Familienprogramm, dazu gestalten wir vor Ort dann einen Gottesdienst mit.« Das Jahr dazwischen wird für das intensive Proben genutzt.
An diesem Wochenende wird der Posaunenchor Gernrode kein Extra-
Konzert geben. »Wir werden uns in die Gemeinschaft einfügen und als Gastgeber die eine oder andere organisatorische Aufgabe übernehmen. So wie wir in der Gemeinde zugreifen, wenn es was zu helfen gibt«, stellt Eckhart Rittweger klar.
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