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Tag 1 der EKD-Synode
Bilanz und Neuanfang

Foto: EKD

Abschied, Neuwahl und Selbstkritik: Die evangelische Kirche muss in digitaler Sitzung eine neue Führung wählen und will über die weitere Aufklärung von Missbrauchsfällen beraten. Am Sonntag gab es eine Bilanz der vergangenen sechs Jahre.

Bremen (epd) - Die evangelische Kirche wählt eine neue Führung und berät erneut über den Umgang mit Missbrauch in den eigenen Reihen. Gestern (7.11.) startete in Bremen die Jahrestagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), bei der ein neuer Rat gewählt werden soll. Zum Auftakt zog der scheidende Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm Bilanz. Beim Thema Missbrauch fiel die kritisch aus. «Wir sind noch nicht so weit gekommen, wie wir wollten», sagte der bayerische Landesbischof. Die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, sagte, es sei eine «entscheidende Zukunftsaufgabe, dass Menschen vor sexualisierter Gewalt geschützt werden».

Dazu gehöre auch eine ehrliche und transparente Aufarbeitung der Vergangenheit, sagte Heinrich. Die evangelische Kirche hatte 2018 einen Maßnahmenplan zur Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt verabschiedet, der unter anderem eine Beteiligung Betroffener vorsieht. Im Frühjahr wurde der zwischenzeitlich gegründete Betroffenenbeirat der EKD nach Auseinandersetzungen bereits wieder ausgesetzt. Die Gründe für das Scheitern sollen nun in einer externen Expertise untersucht werden, hieß es am Sonntag.

Parallel zum Eröffnungsgottesdienst, mit dem am Sonntag die Synode begann, hatten Betroffene von Missbrauch in der evangelischen Kirche zu einer Online-Pressekonferenz eingeladen. Sie kritisierten den Stand der Aufarbeitung. Für Betroffene habe sich in den vergangenen Jahren nichts oder nur wenig geändert, sagte Katharina Kracht, die dem Betroffenenbeirat der EKD angehörte.

In seinem letzten Bericht als Ratsvorsitzender blickte der 61-jährige Bedford-Strohm auch auf andere Themen seiner siebenjährigen Amtszeit zurück, darunter den kirchlichen Reformprozess angesichts des Mitgliederverlusts, kirchliches Engagement für Flüchtlinge und den Kampf gegen den Klimawandel. Die Synode berät bis Mittwoch digital, weil ein Teilnehmer einer vorbereitenden Gremiensitzung positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Am Montagnachmittag sollen die 128 Synodalen über die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt beraten, auch Betroffene sollen zu Wort kommen. Derzeit sind 942 Fälle von sexualisierter Gewalt im Bereich der EKD bekannt.

Am Dienstag und Mittwoch werden der Rat der EKD als Leitungsgremium neu gewählt und der Ratsvorsitz neu vergeben.
Bedford-Strohm stellt sich nach sieben Jahren an der EKD-Spitze nicht erneut zur Wahl. Am Sonntag stellten sich die Kandidatinnen und Kandidaten für den Rat in kurzen Reden der Synode vor. 21 Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft wurden von einem Ausschuss der Synode nominiert, ein 22. Kandidat wurde vom Kirchenparlament noch nachträglich benannt. Sie bewerben sich um die
14 zu vergebenden Plätze. Qua Amt ist die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, bereits Mitglied im 15-köpfigen Rat.

Beraten wurde am Sonntagabend zudem der traditionelle Catholica-Bericht. Der evangelische Ökumene-Bischof Karl-Hinrich Manzke sorgt sich nach eigenen Worten um die Fortschritte in der Ökumene. Ökumenische Projekte und Vorhaben seien ins Stocken geraten seien, sagte er. Das sei möglicherweise darauf zurückzuführen, dass die inneren Debatten um den Weg der katholischen Kirche sehr beanspruchten. Katholische Bischöfe und Laien debattieren im sogenannten Synodalen Weg derzeit über Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal. Dabei geht es unter anderem um die Rolle von Frauen und die Sexualmoral in der katholischen Kirche.

Autor:

Mirjam Petermann

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