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Eins im Sinn?
Der Ökumenische Rat der Kirchen ist keine Über-Kirche und darf niemals eine werden“, darauf einigte man sich 1950 in Toronto. Der Weltkirchenrat hat somit eigentlich keine Befugnisse, und trotzdem ist die innerkirchliche Erwartung vor dem ersten Treffen auf deutschem Boden groß.
Von Willi Wild
Worauf wird man sich einigen können? Kann man sich überhaupt auf offizielle Verlautbarungen einigen? Diese müssen nämlich von einer „substanziellen Überzeugung“ innerhalb der Stimmberechtigten des Rates getragen werden. Daneben sollten auch Minderheitsmeinungen und prophetische Führung ihren Platz haben.
Ob man einen Konsens im Umgang mit der Russisch-Orthodoxen Kirche findet, die Putins Krieg in der Ukraine unterstützt, ist fraglich. Wenn die Vertreter der ROK und der ukrainischen Kirchen miteinander ins Gespräch kommen, scheint das bereits ein Erfolg oder zumindest ein Schritt in die richtige Richtung zu sein. Dazu will die Vollversammlung ein Forum bieten.
Beim Thema Nahostkonflikt sitzt der ÖRK zwischen den Stühlen: Während aus den Reihen der afrikanischen Kirchen gefordert wird, Israel zum Apartheidsstaat zu erklärten, kündigen die Westkirchen massiven Widerstand dagegen an. Ohne Amtsbefugnis kann sich der ÖRK, seinen Statuten zufolge, dazu gar nicht verhalten: „Der ÖRK sollte sich nicht mit bestimmten politischen, ethnischen oder gesellschaftlichen Interessen identifizieren“, heißt es in der Erklärung von Toronto.
Theologisch begründet wird das mit den Worten Jesu aus dem Johannesevangelium 17, Vers 21: „dass sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“
Bleibt zu hoffen, dass diese Einigkeit nicht nur auf gedrucktem Papier steht.
Autor:Online-Redaktion |
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