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Hass quillt aus allen Ecken

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Er war nie weg. Aber nun ist der Judenhass so virulent, so offenkundig, so gewalttätig, dass wir die Augen nicht länger verschließen können. Allein in Berlin bearbeitete die Polizei im Oktober rund 1000 Straftaten im Kontext des Nahost-Konflikts. Im Land der einstigen Täter müssen Jüdinnen und Juden heute wieder in Angst leben.

Von Katja Schmidtke

Der Antisemitismus quillt aus der islamistischen Szene wie aus dem Kulturmilieu und der bürgerlichen Mitte, aus der rechten Ecke wie dem linken Lager – mehr oder weniger unverhohlen, mehr oder weniger intellektuell verbrämt. Israels Krieg gegen die radikalislamistische Hamas im Gaza-Streifen trifft in Deutschland auf eine fragmentierte, durch multiple Krisen zutiefst erschöpfte und vom Populismus verunsicherte Gesellschaft. Einfache Antworten, wie ästhetische Social-Media-Posts sie vorgaukeln, gibt es nicht. Komplexität muss ausgehalten werden. Wir dürfen uns fragen, wo wir selbst antisemitisch denken, wo wir solidarisch mit Jüdinnen und Juden sind, wo wir schweigen. Warum darf ein stellvertretender Ministerpräsident sich aus einem antisemitischen Vorfall herauswurschteln? Warum glauben wir, Antisemitismus durch verwehrte Einbürgerungen zu eliminieren?

Israels Sicherheit ist deutsche Staatsräson. Dieser Anspruch muss auch innenpolitische Konsequenzen haben: durch politische und schulische Bildung, Sozial-, Beratungsstellen- und Gedenkstättenarbeit, Weiterbildungen für Lehrkräfte und Erzieherinnen, eine gut ausgestattete Polizei und Justiz. Hier muss unser Land dringend investieren, aber der Haushaltsentwurf des Bundes spricht eine andere Sprache. Die Bundesregierung muss das korrigieren – schnell und nachhaltig. Sonst geht die schwarze Null im Haushalt zu Lasten des Zusammenhalts.

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Katja Schmidtke | Foto: Steffen Wolf
Autor:

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