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Stumme Schreie

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Die Corona-Pandemie und die Versuche der Eindämmung überlagern in diesen Tagen alles andere.

Von Willi Wild

Es ist nur eine kleine Meldung, mit einem erschreckenden Hintergrund: Jedes fünfte Kind in Thüringen lebt in einer sogenannten Suchtfamilie, meldet der MDR.
Das sind hochgerechnet über 50 000 Kinder allein im Freistaat. Nach Angaben der Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien "Nacoa" leben in Deutschland drei Millionen Kinder in suchtbelasteten Familien. Eine unglaubliche Zahl. Dem gegenüber stehen bundesweit schätzungsweise nur 100 bis 120 lokale Hilfsangebote. Dabei handelt es sich bei den Betroffenen um die größte bekannte Risikogruppe für die Entwicklung eigener Suchtstörungen.
Während der bundesweiten Aktionswoche "Vergessenen Kindern eine Stimme geben" wollen die Beratungsstellen auf das unsagbare Leid der Kinder aufmerksam machen. Gerade in der Corona-Pandemie sei der Alltag noch schwieriger geworden, so die Fachleute. Soziale Kontakte fehlen, und die Kinder sind im Lockdown in ihrer prekären familiären Situation isoliert.
"Nacoa" und die Landesstellen für Suchtfragen fordern mehr Hilfen für diese Kinder. Zu Recht! Der Appell scheint aber angesichts vermeintlich drängenderer Probleme unterzugehen. Wo bleibt der öffentliche Aufschrei? Die gesellschaftlichen Folgen sind verheerend, ganz zu schweigen von den vorgezeichneten Lebensläufen der verwundeten Kinderseelen.
Gegen diese Not anzukämpfen, muss eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein. Die Politik ist gefordert, dafür die Weichen zu stellen. Solange die Flasche Schnaps noch billiger ist als ein Laib Brot, gleicht das Engagement allerdings dem Kampf gegen Windmühlen.

Autor:

Online-Redaktion

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