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DDR-Kirchenverluste # 5
Die Dreifaltigkeitskirche Berlin-Friedrichstadt

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In der DDR wurden bis 1988 rund 60 Kirchen auf staatlichen Druck gesprengt. Die wohl bekannteste von ihnen war die Paulinerkirche Leipzig – auch Universitätskirche St. Pauli genannt – im Jahr 1968. Die Serie ruft verlorengegangene Sakralbauten in Mitteldeutschland und darüber hinaus in Erinnerung.

Die Dreifaltigkeitskirche war die evangelische Kirche in Friedrichstadt, heute Teil der Friedrichstadt in Berlin-Mitte. Die Kirche stand auf der Dreiecksfläche zwischen Mauer- und Kanonierstraße (seit 1951 Glinkastraße) auf der südlichen Seite der Mohrenstraße – in direkter Nachbarschaft von Zietenplatz und dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten Hotel Kaiserhof.

Geschichte
Aufgrund der von König Friedrich Wilhelm I. veranlassten Stadterweiterung – daher der Name Friedrichstadt – wurden auch neue Kirchenbauten notwendig. Im August 1737 war die Grundsteinlegung für die von Oberlandbaumeister Titus de Favre geplante Dreifaltigkeitskirche.

Friedrich Wilhelm I. hatte entschieden, dass das Gotteshaus beiden in Berlin vertretenen protestantischen Konfessionen dienen sollte, den Lutheranern und den Reformierten. Sie war somit eine Simultankirche in Berlin.

Der unter Beteiligung des Hofmaurermeisters Christian August Naumann errichtete Bau wurde am 30. August 1739 geweiht. Die Taufkapelle sowie eine Vorhalle mit Sakristei-Anbau entstanden 1885 bis 1886 nach Plänen der Architekten Carl Vohl und Friedrich Schulze.

Bauwerk
Die Dreifaltigkeitskirche war ein Rundbau mit vier kurzen Vorsprüngen, mit denen die Kreuzform angedeutet wurde. Der barocke Sakralbau hatte ein Kuppeldach über einem Zentralbau mit 22 Metern Durchmesser. Die mit Ziegeln gedeckte Holzkuppel hatte eine achteckige Laterne als Glockenturm.

Der Kirchensaal war von drei Emporen umgeben. Der Chorraum fügte sich in den runden Hauptsaal ein und war damit von allen Seiten gut sichtbar.

An der Ostseite befanden sich übereinander angeordnet Altar, Kanzel und Orgel. Die hölzerne Kuppel zeigte als Bildschmuck Darstellungen der vier Evangelisten. Die oberste Empore wurde beim Umbau von Baumeister Adolf Lohse 1864 entfernt.

Erster Pfarrer der Dreifaltigkeitskirche wurde auf Anordnung von König Friedrich Wilhelm I. der Pädagoge und Theologe Julius Hecker. Das Kirchengebäude wurde 1806 während der Besetzung Berlins von Napoleon zeitweise als Kaserne genutzt. Die Dreifaltigkeitskirche war für etwa einhundert Jahre der letzte protestantische Kirchenbau in Berlin.

Persönlichkeiten
Das Gotteshaus ist mit manchen bis heute bekannten Namen verbunden: In der Dreifaltigkeitskirche predigte der Theologe Friedrich Schleiermacher – Mitbegründer der Universität Berlin und deren erster theologischer Dekan – von 1809 bis 1834. Er konfirmierte dort zu Ostern 1831 den späteren Reichskanzler Otto von Bismarck. Dietrich Bonhoeffer predigte in seiner Zeit als Privatdozent und Studentenseelsorger an der Technischen Hochschule Berlin 1932–1933 in den akademischen Gottesdiensten der Dreifaltigkeitskirche.

Zweiter Weltkrieg und danach
Bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg im November 1943 brannte das Innere der Dreifaltigkeitskirche aus. Danach baute sie die NSDAP-Gauleitung zum Luftschutzbunker aus. Kurz vor Kriegsende wurde sie bei Straßenkämpfen bis auf die Umfassungsmauern zerstört.

Die Kirchengemeinde hatte nach dem Krieg die Idee, das Gotteshaus als Katakombenkirche zu gestalten, auch gab es den Wunsch nach einem Neubau. Beides blieb ein frommer Wunsch: In der Zeit der Sowjetischen Besatzungszone wurde die Dreifaltigkeitskirche im Jahr 1947 (laut anderer Quelle Anfang 1948) gesprengt.

Zur Kirche gehörten die bis heute bewirtschafteten Friedhöfe Dreifaltigkeitskirchhof I und Dreifaltigkeitskirchhof II, beide in Kreuzberg, sowie der Dreifaltigkeitskirchhof III in Mariendorf. Ein weiterer, nicht erhaltener Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde befand sich vor dem Potsdamer Tor.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden Gottesdienste bis Ende der 1970er Jahre im Gemeindehaus in der Wilhelmstraße 115 statt. Ein Teil des Grundstücks der zerstörten Dreifaltigkeitskirche gehört heute zum Gelände der Botschaft von Nordkorea.

Ein ähnlicher Kirchenbau, die 1737 geweihte Böhmische Bethlehems-Kirche, stand in direkter Nähe am heutigen Bethlehemkirchplatz. Wie dort bereits 1999 geschehen, wurde 2008 auch bei den Umbauarbeiten von Mauer- und Glinkastraße der Standort und ein Teil des Grundrisses der Dreifaltigkeitskirche wieder sichtbar – als Pflastermarkierung vor der Botschaft von Nordkorea.

Koordinaten: 52° 30′ 42,8″ N, 13° 23′ 10,9″ O

Nächste Folge: Matthäikirche Leipzig

Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dreifaltigkeitskirche_(Berlin)
(dort auch Verzeichnis der Autoren; Textnutzung entsprechend Creative Commons CC BY-SA 4.0)

Abbildung: Dreifaltigkeitskirche Berlin um 1910, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:M_Dreifaltigkeitskirche_Berlin_1910.jpg

Autor:

Holger Zürch

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