Serie DDR-Kirchensprengungen: # 1
Die Erlöserkirche Leipzig-Thonberg
In der DDR wurden bis 1988 rund 60 Kirchen auf staatlichen Druck gesprengt. Die wohl bekannteste von ihnen war die Paulinerkirche Leipzig - auch Universitätskirche St. Pauli genannt - im Jahr 1968.
Die Serie will in loser Folge diese verlorengegangen Sakralbauten in Mitteldeutschland und darüber hinaus in Erinnerung rufen.
Die Erlöserkirche zu Thonberg – zur Unterscheidung von ihrer heutigen Nachfolgerin als Alte Erlöserkirche bezeichnet – war bis 1945 der evangelische Sakralbau in Leipzigs Ortsteil Reudnitz-Thonberg bzw. Thonberg.
Geschichte
Das Gotteshaus wurde ab 1867 nach Plänen des Architekten Hugo Altendorff errichtet. Am 25. Juli 1869 erfolgte die Weihe, die Baukosten betrugen 27.000 Taler. Der Kirchturm war 45 Meter hoch.
Es war der erste von Leipzig aus für einen Vorort betriebene Kirchenbau des 19. Jahrhunderts. 1895 erhielt die Kirche den Namen „Erlöserkirche“. Im Jahr 1906 gestaltete Paul Lange den Chorteil der Kirche um.
Die Kirche wurde beim Luftangriff auf Leipzig am 27. Februar 1945 schwer beschädigt, das Gotteshaus samt Kirchturm nach Kriegsende im Juni 1945 gesprengt.
Nachkriegszeit
Nach dem Willen der DDR-Behörden sollte der Platz, auf dem die kriegszerstörte Erlöserkirche stand, leer bleiben. Die Kirchgemeinde erhielt im Austausch für ihr Grundstück jenes Gelände in Thonberg, auf dem die Ruine der ebenfalls kriegszerstörten St.-Georgs-Kapelle, des einstigen Betsaals der Zwangsarbeitsanstalt zu St. Georg, stand.
In Ermangelung einer eigenen Kirche fanden die Gottesdienste in der Kapelle der Salomonstiftung in Leipzigs Oststraße statt.
Jüngere Vergangenheit
Da diese Kapelle ab 2004 nicht mehr genutzt werden konnte, traf die Kirchgemeinde im Sommer 2003 die Entscheidung, einen Architektenwettbewerb für den langersehnten Neubau eines Gotteshauses mit Gemeindezentrum zu starten.
Nach der Entscheidung des Preisgerichts am 26. September 2004 erfolgte am 12. Mai 2005 die Grundsteinlegung. Die Neue Erlöserkirche in Leipzig-Thonberg wurde mit dem Festgottesdienst am Pfingstsonntag, dem 4. Juni 2006, eingeweiht.
Gegenwart
Die Erlöserkirchgemeinde Thonberg war mehr als 61 Jahre eine „Gemeinde ohne Kirche“. Sechs Jahrzehnte lang hielten ihre Mitglieder den Traum vom eigenen Gotteshaus wach und spendeten Geld – im neuen Jahrtausend war es endlich soweit.
Koordinaten: 51° 19′ 38,2″ N, 12° 24′ 5,1″ O
Quellen und Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Erl%C3%B6serkirche_(Leipzig)
(dort auch Verzeichnis der Autoren; Textnutzung entsprechend Creative Commons CC BY-SA 4.0)
https://de.wikipedia.org/wiki/Erl%C3%B6serkirche_(Leipzig)
(dort auch Verzeichnis der Autoren; Textnutzung entsprechend Creative Commons CC BY-SA 4.0)
Historische Abbildung: Emil Singer (Stecher) - Beilage zu den Leipziger Nachrichten (undatiert), gemeinfrei, Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16847578
Autor:Holger Zürch |
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