Abtreibungsdebatte
US-Bischöfe entzweit über Kommunion für Politiker
Unter den römisch-katholischen Bischöfen der USA hat sich anscheinend der Konflikt verschärft, ob der katholische Präsident Joe Biden und andere Politiker wegen ihrer Haltung zu Abtreibungen von der Kommunion ausgeschlossen werden sollen.
Bei ihrer Jahrestagung vom 16. bis 18. Juni wollten die US-Bischöfe laut Tagungsplan über die Notwendigkeit einer „formellen Erklärung über die Bedeutung der Eucharistie im Leben der Kirche“ beraten.
Am 13. Mai hatten sich nach einem Bericht des Jesuiten-Magazins „America“ 67 der etwa 270 Bischöfe an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof José Gomez, mit der Bitte gewandt, die Diskussion aufzuschieben, bis die Bischofskonferenz wieder in Präsenz zusammenkommen kann. Wegen der Corona-Pandemie trafen sich die Bischöfe digital. Gomez schrieb am 22. Mai laut „America“ ablehnend zurück. Es gehe erst einmal nicht um die Zustimmung zu einer Erklärung über die Eucharistie, sondern nur um eine Diskussion, ob man mit der Arbeit an einer Erklärung beginnen kann.
Konservative Bischöfe haben verlangt, Politikern mit einer liberalen Auffassung zur Abtreibung, die „Würdigkeit des Kommunionempfangs“ abzusprechen. Bei Personen des öffentlichen Lebens, die legale Abtreibungen befürworten, bleibe der Kirche in manchen Fällen nur der „zeitweilige Ausschluss vom Tisch des Herrn“, erklärte der Erzbischof von San Francisco, Salvatore Cordileone.
Bereits im Mai hatte sich der Vatikan im Konflikt über den Empfang der Kommunion durch Politiker in den USA eingeschaltet, die eine liberale Haltung zu Abtreibung haben. Der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Luis Ladaria, hatte in einem Schreiben an Erzbischof Gomez betont, die „effektive Entwicklung“ von Richtlinien erfordere erst einmal Dialog. Die Bischöfe müssten miteinander sprechen und zu einem „wahren Konsens“ kommen.
Wie die meisten Politiker der Demokratischen Partei befürwortet Präsident Biden das US-Verfassungsgerichtsurteil von 1973 zur Legalisierung der Abtreibung. In seiner Autobiografie „Promises to Keep“ (deutsch: „Versprechen, die man einhalten muss“) schrieb Biden, er sei „persönlich“ gegen Abtreibung, sei aber nicht der Ansicht, er könne seine Haltung der Gesellschaft aufdrängen.
Biden ist nach John F. Kennedy, der von 1961 bis 1963 im Amt war, der zweite römisch-katholische Präsident. Der frühere Senator und Vizepräsident ist häufiger Kirchgänger. So hat er während des jüngsten G7-Gipfels in Großbritannien an einer Messfeier in einer Kirche in Cornwall teilgenommen.
(epd)
Autor:Online-Redaktion |
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