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Wie Karlheinz Böhm Fernsehgeschichte schrieb
Eine Wette mit Folgen

Äthiopischer Ehrenbürger: Karlheinz Böhm, 2014 verstorben, gründete die Stiftung "Menschen für Menschen".  | Foto: commons.wikimedia.org/Manfred Werner
  • Äthiopischer Ehrenbürger: Karlheinz Böhm, 2014 verstorben, gründete die Stiftung "Menschen für Menschen".
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Schöne Menschen, herzergreifende Musik, Postkarten-Idylle: Die Sissi-Filme sind längst Klassiker des Kitschs. Das Image des Traumprinzen habe sein kritisches Denken eingehüllt, sagte Karlheinz Böhm rückblickend.

Von Paula Konersmann

Die Rolle seines Lebens fand er erst mit 53 Jahren: Damals gründete er die Äthiopienhilfe "Menschen für Menschen". Der Auslöser liegt am 16. Mai genau 40 Jahre zurück. Nachdem er während einer Kur mit der Not in Afrika konfrontiert worden war, kam Böhm als Gast zu "Wetten, dass..?". Er wettete, nicht einmal jeder dritte Zuschauer wür-de eine Mark für notleidende Menschen in der Sahelzone spenden. Als Wetteinsatz versprach er, selbst in Afrika zu helfen, wenn er verliere. "Und diese Wette möchte ich gern verlieren", fügte der Schauspieler hinzu.

Die Zuschauer spendeten rund 1,2 Millionen D-Mark – Böhm hatte die Wette gewonnen. Nach Äthiopien ging er trotzdem. Am 13. November 1981 gründete er "Menschen für Menschen". Das erste Hilfsprojekt startete im Folgejahr im Osten von Äthiopien: 1500 Halbnomaden, die bislang in einem Zeltlager gehungert hatten, wurden bei der Ansiedlung in vier neuen Dörfern unterstützt. Die Stiftung setzt sich in dem Vielvölkerstaat, der immer noch zu den ärmsten Ländern der Welt zählt, für Hilfe zur Selbsthilfe ein. Bis heute hat sie rund 415 Millionen Euro in Schulen, Brunnen und Krankenhäuser investiert.

Die rund 700 Mitarbeiter vor Ort fördern die Alphabetisierung insbesondere von Frauen und Mädchen, setzen sich für die Versorgung mit sauberem Trinkwasser oder den Bau von Brücken und Straßen ein und leisten Akuthilfe, etwa bei Dürren. Aktuell ist die Stiftung in zehn Projektregionen aktiv.

Seit fünf Jahren verleiht die Stiftung zudem den Karlheinz-Böhm-Preis an sozial Engagierte. In diesem Jahr ist ebenfalls eine Preisverleihung geplant. Böhm, der die Stiftung bis 2011 leitete, unterstützte die Menschen vor Ort als Motivator, Manager und Viehhändler in einer Person – obwohl er nach eigenem Bekunden ohne jegliches Konzept nach Äthiopien gekommen war. "Aber wenn ich sehe, dass Menschen zugrunde gehen, dann greife ich doch ein", erklärte er einmal.


"Wir alle leben auf ein und demselben Planeten, für den wir gemeinsam die Verantwortung tragen"

Ein wichtiger Aspekt seiner Arbeit war die Gleichberechtigung von Frauen. An das Thema Beschneidung wagte Böhm sich lange nicht heran. Doch durch behutsame Aufklärungsarbeit sind laut Stiftung inzwischen über zwei Drittel der äthiopischen Frauen gegen das Ritual.

Kritik blieb Böhms Lebenswerk nicht erspart. So wurde der Stiftung etwa mangelnde Transparenz und der Bau eines überdimensionierten Bürogebäudes vorgeworfen. Das deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen, das Wohltätigkeitsorganisationen überprüft, reagierte darauf mit Unverständnis. Böhm, der 2014 verstarb, litt zu diesem Zeitpunkt bereits an Demenz. Heute weist die Stiftung auf ihrer Seite auf diverse Transparenz-Maßnahmen hin, darunter Prüfungen durch Externe.

Im Lauf der Jahre erhielt Böhm zahlreiche Ehrungen, darunter das Bundesverdienstkreuz (2001), die äthiopische Ehrenstaatsbürgerschaft (2003) und den Unesco-Ehrenpreis (2009). Als Hauptmotiv für seine Arbeit als Entwicklungshelfer nannte er einmal die Wut: "Wut über die Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich." Und weiter: "Es gibt keine erste, zweite oder dritte Welt. Wir alle leben auf ein und demselben Planeten, für den wir gemeinsam die Verantwortung tragen."

(kna) 

Autor:

Online-Redaktion

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