Predigttext zum Sonntag
Antworten ohne Fragen
Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.
Johannes 3, Vers 8“
Es braucht mehr Menschen wie Nikodemus. Menschen, die sich aufmachen und Fragen stellen. Menschen, die der Sache auf den Grund gehen. In der Geschichte hört Nikodemus Jesus erst einmal zu. Im Hören und Verstehen kommt er der Erkenntnis nah. Nikodemus ist mir ein sympathischer Mensch. Einer, der die Fähigkeit besitzt zu vermitteln. Er steht für Toleranz, sucht nicht das Rampenlicht, sondern die Stille. Unaufgeregt geht er der Sache auf den Grund. Er stellt Jesus eine Frage, die gar keine ist und erhält eine Antwort. Eine Geschichte mit offenem Ausgang, denn es bleibt unklar, ob dieser Nikodemus in Jesus den Christus erkannt hat.
Der ausgewählte Bibelvers ist die Antwort auf die nicht gestellte Frage. Doch was ist das für eine merkwürdige Antwort? Vielleicht ist es sogar die Antwort auf eine ganze Reihe von Fragen.
Nikodemus – ein Zweifler mit Hoffnung? Auf der einen Seite weiß er um die Zeichen, die Jesus geschehen lässt, und die kann nur geschehen lassen, wer göttlicher Natur ist. Trotzdem kann er, Nikodemus, nicht glauben. Die Zeichen allein vermögen ihm nicht zum Glauben zu verhelfen. So antwortet Jesus sinngemäß, dass Glaube Gnade, dass Glaube ein Geschenk sei. Es ist Gottes Geist, der den Glauben bewirkt.
Damit verbindet sich noch eine zweite Antwort auf die gleichfalls nicht gestellte Frage: „Was muss ich tun, um zu glauben? Auch hier die Antwort: Von oben, von neuem geboren werden. Es ist Gottes Geist, der das bewirkt. Da helfen kein Erzwingen durch Forschen nach Erkenntnis und keine Aktivität durch frommes Leben. Gottes Geist weht, wo er will. Vielleicht kommt es nur darauf an, zum richtigen Zeitpunkt bereit zu sein.
Nikodemus bleibt dran, er ist es, der später dafür sorgen wird, so berichtet es das Evangelium, dass Jesus ein ordentliches Begräbnis erhält. Doch werden damit auch Nikodemus' Fragen begraben sein? Aus dem Evangelium erfahren wir es nicht.
Was heißt das nun für uns heute? Ich denke, dass wir aus diesem Text mitnehmen können: Wir dürfen dem Heiligen Geist vertrauen, der bis in unsere heutige Zeit hinein wirkt.
Hans-Jörg Heinze, Pfarrer im Pfarrbereich Hirschfeld
Autor:Online-Redaktion |
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