Predigttext
Gott wird sichtbar
Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen. Psalm 24, Vers 1
Von Matthias Zierold
Zum Beginn des neuen Kirchenjahres vergewissert uns der Psalm 24 zuallererst des Schöpfers und Erhalters dieser Welt. Ein Wort, das gerade auch in Zeiten des Umbruchs und der Veränderungen seine besondere Bedeutung haben mag. Was lange klar war und getragen hat, beginnt in solchen Zeiten zu wanken oder sogar zu zerbrechen. Das kann einem den Boden unter den Füßen wegziehen und uns ratlos machen. Vielleicht haben die Beter des 24. Psalms auch eine solche Zeit erlebt. In ihrem Gebet erinnern sie sich bei allem Wandel zuerst an das Fundament ihres Lebens, an das, was ihnen Grundlage und Orientierung gibt.
In Umbruchszeiten verlieren sich alte Gewissheiten, und vieles formt sich neu – ohne dass gleich erkennbar wird, was da auch an Neuem entsteht und zukünftig tragen kann. Umso mehr braucht es einen solchen Orientierungspunkt bzw. eine Basis, die trägt. Wenn die Grundfesten wanken, klopft auch so manches an und will Einlass bekommen.
In seinem Ursprung hat der Psalm mit seinen weiter folgenden Versen Bedeutung für einen liturgischen Einzug Gottes in das Innere seines Tempels und Heiligtums gehabt. Heute kann er mir als Leser die Frage stellen: Wem gewähre ich alles Einlass in mein Inneres? Wem gebe ich Raum? Was treibt mich an, und was treibt mich um?
Die Psalmbeter feiern diesen liturgischen Einzug Gottes in sein Heiligtum mit den bekannten Worten: "Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!" (Psalm 24, Vers 7) Sie feiern dabei Gott als Herrn der Welt, der über allem Wandel und Umbruch steht.
Wir feiern in den nächsten Wochen Advent und gehen auf das Christfest zu. Wir feiern, dass Gott in Christus sichtbar wird und in ihm zu uns gekommen ist. Wir selbst können Christus in uns Raum geben. Das vermag mir Halt und Orientierung sein. Die Art und Weise, wie ich diese Wochen begehe und meine Zeit ausfülle, hat dabei dann auch viel mit dem zu tun, was mich letztlich ausfüllt und erfüllt. Der Advent mag mir da neu die Gelegenheit bieten, meine Sinne zu schärfen, welche Gedanken und welchen Geist ich wirklich in mir wohnen lasse.
Unser Psalm ist ein Gebet und zeigt mir eine Form an, die mir hierbei hilfreich sein kann, für mich einen guten Weg zu finden.
Autor:Online-Redaktion |
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