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Mehr Möglichkeiten – dem "Entweder-Oder" zum Trotz

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Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Römer 8, Vers 14

Neujahr hin, Neujahr her: Auch dieser Jahreswechsel war keine Zäsur, kein Neuanfang. Unverändert tragen wir schwer an der Last des alten Jahres, auch in unseren Debatten: Die verführerischen Vereinfachungen, dieses Die-oder-wir-Gerede, dieses Dafür-Dagegen, dieses Die-da-oben-wir-hier-unten … als sei alles auf Zweikampf ausgelegt, auf Gewinnen oder Verlieren, auf hop oder top.
Ich bekenne: Ich bin ein Freund dritter und vierter Möglichkeiten; ich freue mich über Variantenreichtum. Ich glaube: Gott liebt die Vielfalt. Sonst wäre nur Heiß und Kalt und nicht auch Kühl, Lau, Mild und Warm. Sonst wäre nur Tag und Nacht und nicht auch Morgen und Abend. Und der Regenbogen wäre nicht bunt, sondern schwarz-weiß.
Und doch stellt uns hier Paulus vor eine Entweder-Oder-Entscheidung: Lasst ihr euch vom Geist Gottes treiben oder nicht? Paulus weiß: Ein Sowohl-als-auch gibt es hier nicht. Wer nicht vom Geist Gottes geleitet wird, wird vom Fleisch getrieben. Wer dem Fleisch vertraut und nicht dem Geist, kettet sich an die Vergänglichkeit des Fleisches, stirbt am Ende und vergeht. Wer dem Geist vertraut und nicht dem Fleisch, verbindet sich mit der Ewigkeit des Geistes, lebt, gewinnt Dauer und Freiheit.
Und wird Gottes Kind. Paulus meint: Hat dann Gott zum Vater, kann mit ihm reden, kann ihn fragen, kann ihn bitten, kann Fürsprache und Hilfe erwarten. Und mehr noch: Ist Gottes Erbe, ererbt die Welt, ererbt den Sieg über die Vergänglichkeit, ererbt Gottes Herrlichkeit. Schlechte Entscheidungen sind das, die, sobald wir sie getroffen haben, weniger Möglichkeiten bieten als zuvor. Paulus ermutigt uns zu einer Entscheidung, die mehr Möglichkeiten als zuvor eröffnet: Lassen wir uns von Gottes Geist leiten, dann werden wir Kinder Gottes. Eine echte Zäsur in unserem Leben, ein wahrer Neuanfang. Und wir schauen auf die Welt, die Gott uns, seinen Kindern, vererbt – auf unser Leben, auch auf unsere Debatten: So eine Vielfalt, so viele Möglichkeiten. Und das Zeichen seines Bundes ist ein Regenbogen.

Oberkirchenrat Michael Lehmann, Erfurt 

Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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