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Predigttext
Vom Frieden träumen

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Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.Psalm 126, Vers 1

Neulich sagte mir ein alter Mann, knapp 80 Jahre alt: „Persönlich habe ich keine großen Träume mehr.“ Er erzählte, wie dankbar er auf sein erfülltes Leben zurückblicke, in dem etliche Träume wahr geworden sind und in dem es freilich auch Entbehrungen, Sorgen, unerfüllte Wünsche gegeben hat.

Von Sabine Kuschel

Mit der schwindenden Lebenserwartung schrumpfen die privaten Wünsche und Träume. Nicht die für das Wohlergehen der Kinder und Enkelkinder, kommender Generationen. „Global“, fügte mein Gesprächspartner an, träume er vom Frieden, vom Frieden in der Welt, dass sich die Menschen verstehen, versöhnen. Welch ein Traum, von dem wahrscheinlich die allermeisten Menschen beseelt sind. Aber unsere Welt ist weit von der Erfüllung dieses Traumes entfernt.

Der Psalm – ein überschwängliches Loblied auf Gott – bezieht sich auf ein großes historisches Ereignis: die Heimkehr der Israeliten aus der babylonischen Gefangenschaft, etwa 538 vor Christus. Es ist ein Rückblick, aber keine zeitliche Festlegung auf die Vergangenheit, denn die Betonung liegt auf „wenn“, und meint, erinnert euch, wie das war, damals, als Gott aus der Not half, eine Situation zum Guten wendete. In solchen Situationen erleben wir uns wie Träumende. Dass etwas wahr wird, was niemand für möglich hielt, erlebten wir vor 35 Jahren in Deutschland, als die Mauer fiel. Ein großes Ereignis, das sich vielleicht mit der Befreiung aus der babylonischen Gefangenschaft vergleichen lässt.

Das Gute an solchen Erfahrungen, auch wenn sie lange Zeit zurückliegen, ist, dass sich aus ihnen die Zuversicht nährt. So etwas kann sich immer wieder ereignen. Und diese Hoffnung legen wir angesichts der Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine in das Psalmgebet: „Herr, bringe zurück unsere Gefangenen“, übertragen in unsere Zeit, sprich: schenke Frieden!

Aber die Zeit ist noch nicht gekommen. Solange gilt es auszuharren, zu hoffen und zu beten. Nun sind wir ja so gestrickt, dass wir eingreifen, etwas tun wollen, obwohl wir wissen, dass uns die Macht dazu fehlt. Der Psalm 126 – ausgewählt für den Ewigkeitssonntag – weiß um das Tal der Tränen, „die mit Tränen säen“, heißt es. Die dankbare Erinnerung soll durch das Tal der Tränen führen und die Vision vom Frieden lebendig halten.

Sabine Kuschel | Foto: Foto: S. Kuschel
Autor:

Online-Redaktion

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