Wort zur Woche
Wir müssen reden, Paulus!
Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.
Brief des Paulus an die Galater 6, Vers 2
Lieber Paulus, darüber muss ich mit dir reden. Nicht wie mit einem fremden Heiligen. Sondern wie mit einem Kollegen und Christen-Bruder. Das sind wirklich gute Wünsche, die du da hast. Einander die Lasten tragen helfen – das wünsche ich mir auch. Obwohl mir das nicht ganz logisch erscheint: Ist das nicht einfach nur ein Tausch?
Von Angela Fuhrmann
Aber das ist gar nicht mein Problem. Sondern meine belastenden Erfahrungen in der Kirche. Ich erlebe nämlich oft, wie wir Christen uns nicht untereinander beim Lasten-Tragen helfen, sondern uns gegenseitig das Leben schwer machen. Hier ein Pfund Kritik, da ein Kilo Vorwürfe, ein bisschen Hinter-dem-Rücken-Gerede, ein paar Gramm Neid und Missgunst und eine ordentliche Menge an Egoismus und Eitelkeit – da kommt schnell ein Zentner-Gewicht zusammen.
Solche Belastungen merkt man uns an! Das strahlt keine Liebe aus. Das passt nicht zum Gesetz Christi, das passt nicht zum Evangelium. Das passt auch nicht zu unseren Friedensgebeten. Das passt einfach gar nicht. Dass Leute erschrocken aus der Kirche austreten und dass Mitarbeiter ausbrennen, hat auch damit zu tun.
Ehrlich: Ich trage schwer daran! Auch wenn ich weiß, dass wir nicht der Gottessohn sind, sondern Menschenkinder mit unsern Ecken und Kanten. Ich frage mich trotzdem: Muss das so sein? Können wir das nicht anders hinkriegen? Es gibt doch so gute Mediations-Konzepte, so viele Konflikt-Lösungs-Strategien, warum nutzen wir die nicht wirklich? Wollen wir es nicht, weil das Leben an "Würze" verlieren könnte? Oder können wir es tatsächlich nicht?
Versteh mich bitte nicht falsch: Ich liebe die Kirche vermutlich genauso wie du. Und ich bin glücklich darüber, dass immer noch die Mühseligen und Beladenen den Weg zu uns finden – oft jedenfalls. Aber vielleicht hat das auch den Grund, dass diese Menschen genauso wie ich glauben: Da ist ja Gott sei Dank der Lastenträger Christus. Wenn ich ihm nicht vertrauen könnte, dann weiß ich nicht …
Die Autorin ist Pfarrerin in Gotha.
Autor:Online-Redaktion |
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