Sachsen
Kirchgemeinden rücken zusammen
Kirchgemeinden müssen angesichts sinkender Mitgliederzahlen neue Strukturen bilden. Das betrifft auch kulturelle Leuchttürme wie die Thomaskirche und die Nikolaikirche in Leipzig. Nach Querelen zeichnet sich jetzt eine Lösung ab.
Leipzig (epd). Die Leipziger Innenstadtgemeinden gehen vor dem Hintergrund der Strukturreform neue Wege: Die evangelisch-lutherische Nikolaikirchgemeinde will mit drei Gemeinden im „Leipziger Osten“ zusammenarbeiten. Zum 1. Januar 2025 solle ein sogenanntes Schwesterkirchverhältnis gebildet werden, sagte Pfarrer Bernhard Stief in Leipzig. Am Montagabend sollte eine entsprechende Vereinbarung auf regionaler Ebene unterzeichnet werden. Zuerst hatte die „Leipziger Volkszeitung“ (Montag) darüber berichtet.
Konkret handelt es sich bei den neuen Partnern der Nikolaikirche laut Stief um die Dreifaltigkeitsgemeinde in den Stadtteilen Reudnitz und Anger-Crottendorf sowie die Kirchgemeinde in Leipzig-Thronberg und die Marienkirchgemeinde in Leipzig-Stötteritz. Die vier Gemeinden bleiben mit eigenen Kirchenvorständen weitgehend selbstständig. Allerdings obliegt bei diesem Strukturmodell nur einem der Beteiligten das Recht auf Anstellung von kirchlichen Mitarbeitenden. In diesem Fall werde das die Nikolaikirchgemeinde sein, sagte Stief.
Auch die Thomaskirche in der Leipziger Innenstadt muss mit weiteren Gemeinden zusammengehen. Möglich wären Partner im Leipziger Norden oder Westen. Hintergrund sind von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens angestrebte Reformen angesichts sinkender Kirchenmitgliederzahlen.
Das Suchen nach neuen Strukturen in Leipzig hatte überregional Aufmerksamkeit erregt, weil die beiden bekanntesten Kirchen der Stadt, St. Nikolai und St. Thomas, nach dem Willen des sächsischen Landeskirchenamtes eine Struktureinheit bilden sollten. Ein entsprechender Bescheid war 2021 öffentlich geworden. Die Regelung sollte von 2022 an gelten.
Doch die beiden Kirchgemeinden wehrten sich gegen die Zwangsvereinigung jeweils mit einer Klage und entschieden den Rechtsstreit für sich. Die von ihnen kritisierten formalen Mängel des Bescheids bestätigte das kirchliche Verwaltungsgericht im Juli 2023. Zugleich bekräftigte es die Notwendigkeit von Reformen.
Die Thomaskirche ist Zentrum der Kirchenmusik und angestammter Platz des Thomanerchores. Die Nikolaikirche ist dagegen einer der bekanntesten Orte der friedlichen Revolution. Dort finden seit den 1980-er Jahren regelmäßig Friedensgebete statt. Sie waren Ausgangspunkt für die Montagsdemonstrationen im Herbst 1989 in der DDR.
Zur neuen Struktureinheit im Leipziger Kirchenbezirk werden laut Stief rund 9.500 Gemeindemitglieder gehören. Die Nikolaikirchgemeinde habe beim Thema soziale Arbeit schon länger Kontakte mit Gemeinden im Leipziger Osten. Daher biete sich eine engere Zusammenarbeit an.
Die Sprecherin der Landeskirche, Tabea Köbsch, geht für die Genehmigung von einem formalen Vorgang aus. Köbsch betonte, dass neue Strukturen gebildet werden müssten und die Kirchenleitung grundsätzlich berechtigt sei, auch strukturelle Entscheidungen zu treffen. Laut Landeskirche muss eine Verwaltungseinheit in Städten mindestens 6.000 Kirchenmitglieder haben.
Aktuell gehören der Landeskirche rund 592.000 Menschen an. Bis 2040 wird ein Rückgang auf etwa 400.000 Mitglieder prognostiziert.
Autor:Online-Redaktion |
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