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Familienvater, Auszubildender und Nebenjobber

Waschraum in einem Kindergarten: Als Erzieher zu arbeiten, gilt oft noch als "unmännlich".  | Foto:  epd-bild / Rolf Zöllner
  • Waschraum in einem Kindergarten: Als Erzieher zu arbeiten, gilt oft noch als "unmännlich".
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Erst im Alter von 31 Jahren hat Michael beschlossen, seinen Wunschberuf zu ergreifen. Nach zwei abgeschlossenen Ausbildungen will er nun Erzieher werden. Er macht gerade seine dritte Lehre. Kein einfacher Weg für den zweifachen Familienvater.

Von Stefanie Unbehauen (epd)

 Michael Dassel (Name geändert) hat schon zu Schulzeiten davon geträumt, Erzieher zu werden. «Meine Lehrerin und die Berufsberatung rieten mir jedoch von einem sozialen Beruf ab», erinnert sich der 32-jährige Bad Tölzer. Nach seinem Abitur entschied er sich für eine Ausbildung zum Hotelkaufmann.

Erst mit 31 Jahren entschied er sich für seinen eigentlichen Wunschberuf: Er begann eine Ausbildung zum Erzieher. Doch einfach ist der Weg für den zweifachen Familienvater nicht. Drei Mal in der Woche hat er Abendunterricht. Seine Ausbildung dauert insgesamt vier Jahre. Da die ersten drei Jahre abgesehen von einigen Praxiswochen komplett in der Berufsschule stattfinden, verdient er derzeit kein Geld. Daher jobbt er an den Wochenenden beim Roten Kreuz für «Essen auf Rädern».

Michael Dassels Alltag ist streng getaktet. «Morgens bringe ich unseren Großen in den Kindergarten und kümmere mich um den Kleinen. Dann koche ich Mittagessen und hole den Großen wieder ab. Die Nachmittage verbringen wir oft auf dem Spielplatz», sagt er.

Seine Ehefrau arbeitet Vollzeit. «Wenn meine Frau von der Arbeit nach Hause kommt, mache ich mich auf den Weg nach München in die Abendschule», sagt Dassel. Zur Schule und zurück fahre er insgesamt zwei Stunden. «Ich lerne meistens von 23 Uhr bis zwei Uhr nachts.»

Druck, einen gutbezahlten Beruf ausüben zu müssen, spüre er oft. «Von Männern wird immer noch gesellschaftlich erwartet, viel Geld verdienen und die Familie allein ernähren zu müssen», beklagt er.

Während seines dreiwöchigen Praktikums in einer Kita wurde er mit Klischees konfrontiert. «Ich erinnere mich noch daran, wie eines Tages eine Schublade kaputt ging.» Da er der einzige Mann war, wurde er dazu aufgefordert, sie zu reparieren. «Ich habe jedoch zwei linke Hände und kein handwerkliches Talent», sagt er und lacht.

Ulf Rödde, Pressesprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): «Die GEW setzt sich dafür ein, Rollenklischees kritisch zu hinterfragen und Vorurteile abzubauen.» Hier müsse bundespolitisch, mit den Erfahrungen des Modellprogramms «Mehr Männer in Kitas», das Bundesprogramm «Fachkräfte-Offensive Erzieherinnen und Erzieher» weitergeführt und ausgebaut werden.

«Die GEW setzt sich dafür ein, dass die Ausbildung sozialversicherungspflichtig sein muss und nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) bezahlt wird.» Weder Schulgeld noch Ausbildungsgebühren seien zu vertreten. Gebühren muss Michael keine bezahlen, aber Materialgeld und Fahrtkosten belasten die junge Familie. «Uns bleibt am Ende des Monats kein Geld übrig», sagt der Familienvater.

Eine Ausbildungsförderung vom Staat erhält Michael nicht, da er die Abendausbildung in Teilzeit absolviert. «Am Telefon sagte mir die BAföG-Stelle des Landratsamts Bad Tölz, ich könne ja tagsüber arbeiten gehen und Geld verdienen. Dass ich tagsüber den Haushalt machen und meine Kinder versorgen muss, wird nicht beachtet», sagt er.

Auch Mario Schwandt, Gewerkschaftssekretär bei der GEW Bayern, sagt: «Problematisch finde ich die insgesamt zu niedrigen Förderungsbeträge. Für Menschen, die sich erst spät entscheiden, eine erneute Ausbildung zu machen, ist das nicht ausreichend.» Oft müssten die Betroffenen Kredit aufzunehmen. «Angesichts des Fachkräftemangels halte ich es für sehr wichtig, dass die Ausbildung älterer Quereinsteiger durch eine höhere Förderung ermöglicht wird», sagt Schwandt.

«Im zweiten Ausbildungsjahr finden zusätzlich verpflichtende Veranstaltungen an den Wochenenden statt. Dann kann ich meinen Nebenjob beim Roten Kreuz nicht mehr ausüben», sagt Michael Dassel. Das werde ihn und seine Familie noch stärker in eine finanzielle Klemme bringen.

Autor:

Katja Schmidtke

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