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Nachruf
Persönlichkeit von großer Prägekraft

Dietrich Franke | Foto: Landeskirche Anhalts/Killyen
  • Dietrich Franke
  • Foto: Landeskirche Anhalts/Killyen
  • hochgeladen von Katja Schmidtke

Die Landeskirche Anhalts trauert um einen Mann, der ihre Geschicke sechs Jahrzehnte geprägt hat. Dietrich Franke, Pfarrer, Kreisoberpfarrer und Oberkirchenrat, Musiker, Prediger und Seelsorger, ist am drittletzten Tag des alten Kirchenjahres in Zerbst gestorben.

Als Sohn einer bürgerlichen Familie wurde er 1937 in Wolfen geboren und wuchs in Bitterfeld auf. Zum Theologiestudium ging Dietrich Franke nach Halle. Dort setzte er sich nicht nur mit den Quellen des Glaubens und der richtigen Art der Verkündigung auseinander. Seine Leidenschaft galt ebenso der Musik. Er lebte für sie und mit ihr und war ein großer Sänger. Musikalisch prägten ihn der Kirchenmusiker und Komponist Manfred Schlenker (1926-2023), der 1952 die Leitung der Studentenkurrende übernommen hatte. Das Klavierspiel hatte sich Dietrich Franke selbst beigebracht. Orgelunterricht bekam er bei Oskar Rebling (1890-1980), der damals an der Evangelischen Kirchenmusikschule, der heutigen Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik, lehrte. In Halle traf er auch die Liebe seines Lebens. Ilse-Lore studierte ebenfalls Theologie, wechselte später zur Katechetik und Kirchenmusik und wirkte danach ebenfalls in Anhalt, zuletzt als Landeskatechetin.

Nach dem Examen und der Ordination in Coswig wurde Dietrich Franke 1962 Pfarrer in Weiden im Kirchenkreis Zerbst. Zehn Jahre später wechselte er in das Pfarramt Sankt Nicolai und Sankt Trinitatis in Zerbst und damit in eine Stadt, die unübersehbar die Spuren ihrer fast vollständigen Zerstörung am 16. April 1945 trug. Die Ruine der gotischen Nicolaikirche, die größte Kirche Anhalts, hatte er immer vor Augen. Als diese im Zuge des Wiederaufbaus der Stadt und der Umsetzung eines Wohnungsbauprogramms in den 1970er Jahren gesprengt werden sollte, gehörte Dietrich Franke zu den Persönlichkeiten, die sich energisch für ihren Erhalt einsetzten. Längst ist die Ruine von St. Nicolai gesichert, das historische Geläut wurde bis 2007 restauriert. Ergänzt wurde es um eine neue Glocke, die die Apothekerin Elisabeth Krüger, der Schmiedemeister Klaus Partheil und Dietrich Franke stifteten.

Über Jahrzehnte galt Dietrich Frankes Einsatz den denkmalgeschützten Kirchen in und um Zerbst, später in der gesamten Landeskirche: zuerst ab 1973 als Kreisoberpfarrer des Kirchenkreises Zerbst, ab 1989 - nach seiner Wahl zum Oberkirchenrat mit Dienstsitz in Dessau - als Baudezernent. Zudem war Franke Personaldezernent und Pfarrer in Zerbst-Ankuhn. Die Instandsetzung der ehemaligen Ankuhner Klosterkirche, die ebenfalls im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, gehört auch zu seinen Vermächtnissen.

Dietrich Franke wechselte Ende 2000 in den Ruhestand, oder besser: in eine weitere Phase des Tuns. Nach einigen Jahren im Dienst der Evangelischen Kirche in Deutschland als Seelsorger auf Mallorca kehrte der Anhalter mit Leib und Seele, der er längst geworden war, in seine Heimat zurück. Er hielt Gottesdienste und überbrückte Vakanzen, wo immer er gebraucht wurde. Dem Reformator Philipp Melanchthon, der im 16. Jahrhundert Anhalt geprägt hatte, galt sein besonderes Interesse, aber auch die Geschichte des Landes, das 2012 sein 800-jähriges Jubiläum feiern konnte, insgesamt. „Was Anhalt hervorgebracht hat, ist für mich nach wie vor einmalig in Deutschland“, wird er aus diesem Anlass in einem Zeitungsbericht zitiert. Zum bis zum Lebensende blieb er neugierig und interessiert an der Zukunft seiner Landeskirche.

Um Dietrich Franke trauern seine Frau, seine beiden Kinder, vier Enkel und ein Urenkel, Kollegen und Freunde. Die Stadt Zerbst verliert mit ihm einen ihrer Ehrenbürger. Verabschiedet wird er am 10. Dezember um 14 Uhr in der Trinitatiskirche in einer Trauerfeier mit dem Requiem von Gabriel Fauré. Als Persönlichkeit von großer Prägekraft wird er in Erinnerung bleiben.

Angela Stoye

Autor:

Katja Schmidtke

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