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Schwere Zuversicht

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Von Ralf-Peter Fuchs

Ich will nicht leichtfüßig über Zuversicht reden. Ich will mich nicht schubsen lassen von einer vermeintlichen Notwendigkeit, als Pfarrer immer und überall etwas Tröstliches zu sagen. Es gibt Augenblicke im Leben, die sind trostlos. Die sind zum Verzweifeln. Es gibt Augenblicke, die sind nur zum Heulen, aber deswegen ist man noch lange kein Pessimist.

Ich misstraue Worten, die Zuversicht durch Aktionismus ersetzen wollen. Es heißt dann: „Wir werden alles tun, damit dieses oder jenes nicht noch einmal passiert.“ Wir können alles, wirklich alles tun, damit dieses oder jenes nicht mehr passiert – und es kann trotzdem geschehen. Wir haben dieses Leben nicht im Griff. Es gibt keine Sicherheit auf Erden. Wer Sicherheit verspricht, der muss darauf vertrauen, dass man das Kleingedruckte nicht liest. Nicht einmal der Tod war sicher vor dem Ostermorgen.

Christus hat in seiner Todesstunde gerufen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Wer käme auf die Idee, sich danebenzustellen und ihm zuzurufen, er möge zuversichtlicher und hoffnungsvoller sein? Es gibt Zeiten im Leben, da kann man nur schweigen oder klagen oder weinen, oder wir können uns in den Arm nehmen.

Zuversicht gibt es manchmal nur im Widerspruch zur erlebten Wirklichkeit. Wir sehen kein Land, aber wir setzen darauf, dass wir nicht alles sehen. Uns ist zum Verzweifeln zumute, aber für einen Augenblick leisten wir uns den Zweifel, dass dies schon das letzte Wort gewesen sein soll. Vielleicht hat Zuversicht damit zu tun, an einen Gott zu glauben, wo er uns am meisten fehlt. In der Hoffnungslosigkeit mancher Augenblicke leisten wir es uns, uns in seine Versprechen fallen zu lassen.

Der Autor ist Superintendent im Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen. 

Autor:

Online-Redaktion

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