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30 Jahre Staats-Kirchen-Vertrag in Thüringen
Das Wesentliche ist unsichtbar

Podiumsdiskussion im Augustinerkloster zu 30 Jahre Staats-Kirchen-Vertrag in Thüringen.  | Foto: (c) Kranich/EAT

Er störe nicht weiter. Mit dieser trockenen Bemerkung brachte der Präses der EKM-Landessynode Dieter Lomberg etwas Entscheidendes auf den Punkt. Denn in den Rede- und Diskussionsbeiträgen beim Augustinerdiskurs am 12. Juni in Erfurt zu 30 Jahre Staats-Kirchen-Vertrag in Thüringen war immer wieder zu hören: Dieser Vertrag müsse nicht wirklich thematisiert oder gar geändert werden. Denn er habe sich in allen 27 Artikeln bewährt und funktioniere praktisch und gut. Hintergrunderfüllung par excellence möchte man sagen.

So verblieb dem Moderator Matthias Gehler die Aufgabe, bei aller Übereinstimmung in Grundsatz, einige Diskussionspunkte aufzuspüren. An das Thema „Ablösung der Staatsleistungen“ wollten und wollen allerdings weder der Chef der Thüringer Staatskanzlei noch der Landesbischof heran. Die Ampel in Berlin habe andere Probleme und unter den Bedingungen der Schuldenbremse hätten die Länder auch gar nicht das Geld für eine Ablösung, so Minister Benjamin-Immanuel Hoff.

Beim Thema Erhalt von Kulturgütern wurde es schon spannender. Friedrich Kramer bemerkte, dass die Staatsleistungen allein schon für den Erhalt von denkmalgeschützten Kirchen und Kapellen benötigt würden – eine Aufgabe, die sonst an den Staat zurückfiele. Der Chef der Staatskanzlei widersprach dem nicht. Vielmehr lobte er die Innovationskraft, mit der die Evangelischen Kirchen Konzepte zur Nutzung der Gebäude umsetzten. Ohne Kirchen, so Hoff, wären wir beim Denkmalschutz viele Jahre zurück. Interessant war eine Akzentsetzung: Hoff sprach von Um- und Nachnutzung historischer Gebäude. Kramer betonte, es gehe um Nutzungserweiterung. Denn deren geistlicher Charakter werde nicht aufgegeben.

Strittig, aber in diesem Rahmen nicht gut zu diskutieren, war die Problematik der Finanzierung freier Schulen. Deutlich wurde jedoch, wie viele Aspekte in diese Debatte hineinspielen. Vor 30 Jahren noch kein Thema, doch in der Diskussion an diesem Abend: Photovoltaik auf kirchlichen Gebäuden, kirchliche Energieverbünde und erneuerbare Energien.

So pragmatisch-problemorientiert geht es oft zu beim Austausch von Staat und Kirche, bestätigten die Diskutanten. Zugleich fanden zum Eingang der Veranstaltung auch größere Fragen Raum. Was passiert, wenn ein Unglück geschieht? So wie bei der Autounfall-Tragödie in Bad Langensalze 2023? Die Kirchen werden zum wichtigen Ort – für alle. Wer hält den Sinn der christlichen Feiertage im Bewusstsein und bietet Weihnachten auch vielen Nichtkonfessionellen einen Raum zur Feier und Besinnung? Die Kirchen. Wer leistet soziale und diakonische Arbeit? ….

Eingangs hatte der Thüringer Beauftragte für Kirchen- Religions- und Weltanschauungsfragen Franz-Josef Schlichting noch eine andere Dimension angesprochen. Aufgabe der Kirchen sei die Verkündigung von Glauben, Hoffnung und Liebe. Davon lebe die Gesellschaft. Beziffern ließe sich das nicht. Aber wie hieße es bereits im Kleinen Prinzen: „Das Wesentliche ist unsichtbar.“

Zum Nachlesen finden Sie hier den  Impulsvortrag von Franz-Josef Schlichtung.

Autor:

Dr. Sebastian Kranich, Ev. Akademie Thüringen

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