Schule in Corona-Zeiten
Keine leichten Fragen
Das Smartphone gezückt, der QR-Code der Corona-App gescannt, dann rein ins Schulhaus. Eine kleine Treppe nach oben, zweimal links abbiegen und schon ist sie mittendrin in der Klasse "Störche" der Evangelischen Grundschule Erfurt. Sie, das ist Katrin Göring-Eckardt; Bundestagsabgeordnete der Grünen, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, ehemalige Präses der EKD-Synode und einstige DDR-Bügerrechtlerin. Kaum hat sie den Raum betreten, prasseln die Fragen der Vierklässler auf sie ein.
Geduldig hört sie zu, antwortet, erklärt. "Warum sind die Testmöglichkeiten am Wochenende anders als in der Woche?", möchte eine Schülerin wissen. Ausführlich erklärt Göring-Eckardt, dass das Angebot von Corona-Schnelltests sehr stark von der Verfügbarkeit des Personals abhängig sei und dass dieses im ländlichen Raum und kleineren Städten - zu denen im Vergleich eben auch die Landeshauptstadt Erfurt gehöre - schwieriger sei als in Metropolen wie etwa in Berlin. Es geht aber auch um Maskenpflicht und Quarantänebestimmungen, um Fußballspiele und Karnevalsbeginn. In dieser vierten Klasse, so scheint es, haben die Kinder keine Probleme mit dem Einhalten der Infektionsschutzmaßnahmen. Masken tragen alle, das Testregime der Evangelischen Grundschule scheint reibungslos zu laufen. Ein Kohlenstoffdioxid-Messgerät gibt mit roten, grünen und gelben Lämpchen die Lüftungsnotwendigkeit im Klassenraum an. Wird es dann während des Lüftens im Klassenraum zu kalt, gibt es Decken.
Es sei ihr ein wichtiges Anliegen, den Kindern zuzuhören und über die vergangenen zwei Jahre der Pandemie zu sprechen, betont Katrin Göring-Eckardt während des Austauschs. Tags zuvor sei sie auf der Intensivstation im Universitätsklinkum Jena gewesen. Auch hier hätten die Beschäftigten Sorgen, auch hier habe sie darüber gesprochen.
Doch die Schülerinnen und Schüler, sagt Schulstiftungsvorstand Marco Eberl nachher auf dem Hof, würden von der Pandemie noch ganz anders belastet. Vor allem um die psychische Gesundheit mache er sich große Sorgen. Denn wenngleich die Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung schwer sein können, leide auch die seelische Gesundheit unter Lockdowns, Kontaktbeschränkungen und Homeschooling. "Das wird uns noch über Jahre beschäftigen", sagt Eberl und blickt mit Sorge auf die begrenzten Kapazitäten von Kinder- und Schulpsychologen.
Für die Störche sind es hingegen vor allem die akuten Situationen, die sie im Moment beschäftigen. Selbst Fragestellungen, die vermeintlich nur in der Welt der Erwachsenen umhergeistern, sind für die Viertklässler präsent. So wie Konrad, der die Bundestagsvizepräsidentin nach ihrer Einstellung zur Impfpflicht fragt. Die Antwort fällt kurz und verständlich aus: "Finde ich gut. Für Menschen ab 18."
Komplizierter ist hingegen die Frage Carlottas, die wissen will, weshalb sie zum Judo darf, nicht aber zum Training für die Karnevalsgarde. "Das weiß ich ehrlich gesagt nicht", sagt Katrin Göring-Eckardt und verspricht zugleich, sich dazu zu informieren.
Es ist eine vielfältige und zugleich aber auch kräftezehrende Stunde, die Katrin Göring-Eckardt in der Evangelischen Grundschule verbringt. Die Fragen der Kinder, die locker zwischen 2G und 3G unterscheiden können und für die Corona eben mehr als eine gefährliche Viruserkrankung bedeutet, sind nicht leicht und zugleich ganz einfach. Doch die Abgeordnete war ja gekommen, um zuzuhören und dann auch einige der Probleme mitzunehmen, nach Hause, in den Kreis ihrer Kontakte und vielleicht sogar in den Bundestag.
Von Paul-Philipp Braun
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