ACHAVA Festspiele: Kunsthalle Erfurt zeigt Fotografien von Elena Kaufmann
Ein Jahr mit dem Stern
Seit 2012 lebt und arbeitet die in St. Petersburg aufgewachsene Fotografin Elena Kaufmann in Erfurt. Hier hat sie über einen längeren Zeitraum Menschen der jüdischen Gemeinde mit der Kamera begleitet, um sie zu porträtieren und Momente zwischen Heiligkeit und Alltäglichem einzufangen. Neben stimmungsvollen Situationsaufnahmen, deren menschliche Wärme und Nähe oftmals zeitlos wirkt, wandte sie sich den Menschen auch im Porträt zu und überzeugt hier mit ihrer feinsinnigen Beobachtungsgabe. Entstanden aus einer gemeinsamen Idee, fördern die ACHAVA Festspiele Thüringen eine Ausstellung, die ab 19. Juli in der Erfurter Kunsthalle gezeigt wird, sowie ein dazugehöriges Buch.
Fragt man, was den besonderen Wert dieser über Wochen und Monate kontinuierlich gewachsenen Serie ausmacht, dann finden sich Antworten in der Geschichte der Fotografie und in der Intention der Fotografin, stets das Konkret-Menschliche im Fokus ihrer Arbeit zu halten, den persönlichen Ausdruck, die individuelle Erscheinung. Es geht ihr nicht vordergründig um visuelle Reize und gelungene Kompositionen. Sie spielen als Mittel zur Erreichung ihres zentralen Anliegens natürlich auch eine Rolle.
Vor allem geht es aber darum, das Menschliche und damit Verbindende in all den Szenen zu zeigen, die jüdisches Leben heute in einer kleinen Gemeinde und einer Stadt wie Erfurt charakterisieren. Hier wird nicht einfach illustriert und auf die Allgemeinverständlichkeit des Gezeigten abgezielt, wie man es von einer üblichen fotografischen Reportage erwarten könnte. Nein, weit darüber hinaus gelingt Elena Kaufmann das Sichtbarmachen fragiler zwischenmenschlicher Geflechte, subjektiver Gesten und Befindlichkeiten. Im Zentrum steht immer wieder der menschlich berührende Moment, der dem einen oder anderen Augenzeugen vielleicht entgangen ist, nicht jedoch der feinen Wahrnehmung der Fotografin, die sich dabei als eine Künstlerin ihres Fachs erweist. Im Verlauf der Arbeiten wuchs der Wunsch, die Mitglieder der Gemeinde nicht nur fotografisch zu begleiten, sondern auch direkt zu porträtieren. Dabei vertraute Elena Kaufmann ihrer Intuition, dass vor allem Sprache und Sprechen während der Porträtsitzung zu einer Situation führt, in der Anspannungen und Projektionen gelöst werden, die Porträtierten ihre Posen verlieren und gleichsam »vergessen«, dass sie fotografiert werden.
Das beobachtende Fotografieren mündet so in eine Emphase des Menschlichen und Verbindenden.
In der Erfurter Journalistin Antje-Maria Lochthofen fand Elena Kaufmann schließlich eine Autorin, die ihre fotografischen Eindrücke in Worte fassen konnte. Sie traf die Porträtierten entweder im Studio der Fotografin oder in deren Wohnungen, sprach stundenlang mit ihnen und formte aus ihren Gesprächsaufzeichnungen jene Texte, die nun im Buch und in der Ausstellung die Bildnisse begleiten – als Einladung und Schlüssel zum tieferen Verständnis der Persönlichkeiten.
Das Buch wird unter dem Titel »Ein Jahr mit dem Stern« zur Vernissage präsentiert (112 Seiten, Preis: 39 Euro). (G+H)
20. Juli bis 30. September, Kunsthalle Erfurt, Fischmarkt 1. Vernissage: 19. Juli, 19 Uhr
Autor:Online-Redaktion |
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