Nachruf
Trauer um Reinhard Turre – Wegbereiter der Diakonie
Die Diakonie Mitteldeutschland trauert um Reinhard Turre. Ihr wichtiger Wegbereiter starb am 5. August im Alter von 78 Jahren in Leipzig, wie der evangelische Wohlfahrtsverband in Halle mitteilte. "Reinhard Turre war für die Diakonie in Ostdeutschland und für die evangelische Soziale Arbeit in ganz Deutschland eine herausragende Persönlichkeit, ein Wegbereiter und Begleiter von Format", würdigte ihn Christoph Stolte. Als Vorstandsvorsitzender der Diakonie Mitteldeutschland ist Oberkirchenrat Stolte ein Nachfolger Turres.
Der Verstorbene sei Visionär und Pragmatiker in einer Person gewesen, erklärte Stolte. "Er kannte die Aufgaben der praktischen Nächstenliebe genauso gut, wie die eher abstrakten Verhandlungsmechanismen in der Sozialpolitik". Turre habe beides zusammen gesehen und die verschiedenen Aufgaben ebenso gut reflektieren können, wie die sehr unterschiedlichen Bedingungen in Zeiten der DDR und in Zeiten des Aufbruchs nach 1990. "Wir alle haben enorm von seinem Wissen, seinen Erfahrungen, seinem Weitblick, seinem Glaubensmut und seiner Menschlichkeit profitiert", sagte Stolte.
"Für Dr. Reinhard Turre war unter den Bedingungen in der DDR und in den Zeiten
des Aufbruchs nach 1990 die ethische Orientierung der sozialen und medizinischen
Arbeit in Deutschland stets ein Herzensanliegen", würdigte Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland, den Verstorbenen. "Seine Positionen zeichneten immer
wissenschaftliche Fundierung und ein ausgeprägtes Verständnis der praktischen
Erfordernisse der diakonischen Arbeit aus. Seine profilierte Stimme und sein Rat
werden vielen fehlen."
Turre wurde am 26. Juli 1941 in einem Pfarrhaus in Mühlhausen in Thüringen geboren. Er wuchs im nahe gelegenen Großengottern auf. Von 1960 bis 1965 studiert er in Halle und Berlin Theologie. Danach war er vier Jahre Inspektor (Hausleiter) im Reformierten Konvikt in Halle und promovierte 1969 an der Luther-Universität. Er heiratete im selben Jahr und ging für sechs Jahre ins Pfarramt in Roitzsch bei Bitterfeld.
1975 bis 1991 war er Rektor des Diakoniewerks in Halle. Der Vater von vier Kindern nahm neben dem Rektorenamt die wissenschaftliche Arbeit wieder auf, lehrte an der Theologischen Fakultät und veröffentlichte 1989 seine Habilitationsschrift "Diakonik", inzwischen ein Standardwerk zur Grundlage und Gestaltung der Diakonie.
In der Wendezeit arbeitete Turre am Runden Tisch für den Bezirk Halle mit und war maßgeblich am Aufbau der Wohlfahrts-Landschaft in Sachsen-Anhalt beteiligt, hieß es weiter. 1991 bis 2004 war er Direktor der Diakonie in der Kirchenprovinz Sachsen. Später brachte er die Fusion der Diakonischen Werke in Anhalt, der Kirchenprovinz Sachsen und Thüringen entscheidend voran.
Auch im Ruhestand blieb Turre in der evangelischen Sozialarbeit und in der Lehre aktiv. Er arbeitete noch einige Jahre in der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt und in der Sozialkammer der EKD mit und unterrichtete Theologiestudenten an der Universität Leipzig.
Die Trauerfeier zum Abschied von Reinhard Turre beginnt am 15. August um 11 Uhr in der Universitätskirche in Leipzig.
Autor:Katja Schmidtke |
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