Volles Geläut
Neuer Förderverein: Der Magdeburger Dom soll mit acht neuen Glocken ausgestattet werden
Der Magdeburger Dom soll sein Kathedralgeläut zurückerhalten und wieder mit zwölf Glocken ausgestattet werden. Ein neuer Förderverein will sich um die Generalsanierung kümmern, informierten Dieter Steinecke, Landtagspräsident a.D. und Gründungsvorsitzender des Vereins, sowie Martin Groß im Auftrag der Domgemeinde.
Die vier noch vorhandenen Glocken sollen durch acht neue ergänzt werden. Die Kosten für den Neuguss belaufen sich ersten Berechnungen zufolge auf rund eine halbe Millionen Euro; ohne das Geld für Glockenzier, Neubau des Glockenstuhls und sonstige Baukosten.
Landesbischöfin Ilse Junkermann, Domprediger Jörg Uhle-Wettler und Domkantor Barry Jordan haben als Mitarbeiter im Verkündigungsdienst ihre Unterstützung zugesagt, ebenso der Gemeindekirchenrat. Domprediger a.D. Giselher Quast hatte bereits 2016 bei seiner Verabschiedung für die Sanierung der Sonntagsglocke »Dominica« geworben.
Christoph Schulz, Glockensachverständiger der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, hat mit Fachkollegen ein Gesamtprojekt erarbeitet. Dafür liegt die Zustimmung der Gemeinde, der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt und des Landesamtes für Archäologie und Denkmalpflege vor, informierten Dieter Steinecke und Martin Groß. Neben dem Geld hängt die Umsetzung vom Bauzustand des Doms ab. Erstmals nach rund 300 Jahren könnte der Dom wieder in beiden Türmen Glocken tragen. Hierfür sind bereits zwei schwingungsphysikalische Gutachten erstellt worden.
In einem ersten Bauabschnitt soll die »Dominica« von 1575 wieder läutefähig gemacht werden. Die wertvolle Sonntagsglocke ist an zwei Seiten ausgeschlagen und hat einen zu schweren Klöppel. Darüber hinaus fehlen zwei Henkel in der Glockenkrone, die das gesamte Gewicht halten muss. Um sie zu reparieren, muss sie aus dem Nordturm herausgehoben und im Glockenschweißwerk Lachenmeyer in Nördlingen – der einzigen Werkstatt in Deutschland, die Glocken schweißen kann – überarbeitet werden.
In einem zweiten Abschnitt sollen Glocken neu gegossen werden, darunter ist auch eine Glocke mit 14 Tonnen Gewicht (Schlagton d°). Eine solche Glocke sei in Deutschland einzigartig und könnte als »Reformata« oder »Maxima« gegossen werden. Sie solle mit ihrer eindringlichen Stimme gegen politisch und religiös motivierte Gewalt mahnen.
Im dritten Bauabschnitt soll ein neuer Glockenstuhl in den Südturm eingebaut werden. Abschließend soll der Glockenstuhl im Nordturm erweitert werden. Die Initiatoren wünschen sich eine breite Unterstützung aus allen Bevölkerungsschichten und über weltanschauliche Grenzen hinaus. Der jährliche Vereinsbeitrag soll bei zwölf Euro jährlich liegen, »so dass möglichst viele Menschen ohne großen Aufwand sich auch ganz individuell durch eine Mitgliedschaft mit der Realisierung eines würdigen Magdeburger Domgeläutes verbinden können«.
Landesbischöfin Ilse Junkermann teilte mit, man wolle sich nicht mehr länger damit abfinden, »dass die wichtigste Stimme unseres Domes für den sonntäglichen Ruf ›des Volkes zum Lobe Gottes‹ – so steht es lateinisch auf dieser Glocke – schweigt«. In einem ehrwürdigen Geläut für den Dom seien zwölf Glocken angemessen, die das »Himmlische Jerusalem« ein wenig vorwegnehmen könnten.
Domprediger Jörg Uhle-Wettler ergänzte, Glocken weisen über das Alltägliche hinaus. Ihre Töne erreichen mehr als nur das Ohr. »Hier wurde eine bemerkenswerte Kunst erfunden, durch Klöppelschläge in einer und derselben Sekunde in unzähligen verschiedenen Herzen eine und dieselbe Empfindung zu bewirken.« (G+H)
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.