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Podium
Westdeutsche Strukturen mit ostdeutscher Basis

Ein weit gespanntes Schutzdach bot die Kirche in der Friedlichen Revolution. So zitierte Domprediger a.D. Giselher Quast die damalige Dompredigerin Waltraut Zachhuber. Gemeinsam hatten sie die Montagsgebete gestaltet, zu den Tausende in den Dom kamen. 
 | Foto: Peter Förster
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  • Ein weit gespanntes Schutzdach bot die Kirche in der Friedlichen Revolution. So zitierte Domprediger a.D. Giselher Quast die damalige Dompredigerin Waltraut Zachhuber. Gemeinsam hatten sie die Montagsgebete gestaltet, zu den Tausende in den Dom kamen.
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Ost- und westdeutsche Kirche waren sich nah geblieben und sind trotzdem noch immer unterschiedlich. Das wurde auf dem Podium deutlich, auf das der Kirchenkreis Magdeburg mit Barbara Rinke und Jürgen Schmude zwei ehemalige EKD-Präsi-des – aus Ost und aus West – und mit dem Domprediger a.D. Giselher Quast einen Mann der Basis eingeladen hatte. Unter dem Titel „Reformation und Revolution. Die Rolle der Evangelischen Kirche 1989, heute und vor 30 Jahren“ gedachten sie der Einführung der Reformation in Magdeburg im Jahr 1524.
Dass der Domprediger Quast aus Magdeburg und die Nordhäuserin Rinke, Mitglied der provinzsächsischen Synodenleitung, die Friedliche Revolution anders wahrnahmen als der Bundestagsabgeordnete Jürgen Schmude, liegt auf der Hand. Schmude merkte an, dass ausgerechnet aus dem Staatsapparat die frömmste Empfehlung gekommen war: dass Kirche Kirche sein und sich nicht in die Politik einmischen solle. „Das kennen wir aus dem Westen auch, als ob kirchliche Aufgaben nicht auch politische sind, heute noch“, sagte er. Schmude erinnerte an den Dortmunder Kirchentag und die Forderung, niemanden mehr im Mittelmeer ertrinken zu lassen. „Mit meinem politischen Hintergrund dachte ich sofort: Wie wollen die das anstellen? Aber als Kirche darf ich natürlich nicht dazu schweigen“, sagte er unter Applaus.
Das Einmischen der Gemeinden stieß in der DDR-Kirchenleitung nicht nur auf Gegenliebe, da sie Verhandlungen mit dem Staat störten, erinnerte sich Giselher Quast. Doch der offene Brief von Bischof Christoph Demke an die Mitarbeiter im August 1989 habe Mut gemacht sich einzumischen. „Danach haben wir mit den Montagsgebeten begonnen.“

Offene Fragen

Bei der Vereinigung der ost- und westdeutschen Kirche haben „wir fast alles übernommen, aber es bleiben noch einige Fragen offen“, meinte Barbara Rinke. Und Quast diagnostizierte: „In den Strukturen sind wir eine westdeutsche Kirche, an der Basis aber nicht.“ Während Schmude bekannte, ein Knirschen und Knistern zwischen den Kirchen nicht mehr wahrzunehmen.
Beim Blick nach vorn, zu dem die Moderatoren Pfarrerin Renate Höppner und Pfarrer Ronny Hillebrand aufforderten, ermunterte Giselher Quast zum Mut zu weißen Flecken, wenn die Personaldecke nicht für die flächendeckende Versorgung reicht. Stattdessen seien Anziehungspunkte, Leuchttürme, Gruppen mit Ausstrahlung, zum Beispiel Chöre, ein Weg, wie Kirche sein kann. Schmude dagegen verwies darauf, dass die Rolle der Kirche 1989 auch daraus erwuchs, dass sie überall Räume, Treffpunkte bot. Volkskirche heiße nicht, die Kirche versammelt das ganze Volk unter ihrem Dach, sondern sie ist für alle offen. Barbara Rinke bemängelte, dass im Reformprozess der EKM mit den „Leuchttürmen“ der Blick auf die Gemeinden fehle. „Die Vielen sind nicht in den Leuchttürmen, sondern in den Gemeinden“, mahnte sie. Die Menschen suchten Heimat, und Kirche könne Heimat bieten.
Renate Wähnelt 

Ein weit gespanntes Schutzdach bot die Kirche in der Friedlichen Revolution. So zitierte Domprediger a.D. Giselher Quast die damalige Dompredigerin Waltraut Zachhuber. Gemeinsam hatten sie die Montagsgebete gestaltet, zu den Tausende in den Dom kamen. 
 | Foto: Peter Förster
Erinnern und vorausschauen, dazu ließen sich die früheren Präsides der EKD Barbara Rinke (l.) und Jürgen Schmude (3.v.l.) sowie Magdeburgs Domprediger a.D. Giselher Quast (2.v.r.)von Pfarrerin Renate Höppner (r.) und Pfarrer Ronny Hillebrand befragen. | Foto: Renate Wähnelt
Autor:

Katja Schmidtke

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