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Jesu Leid und die großen Fragen

Ostern: In der Stadtkirche zu Laucha wird am Karfreitag zum 20. Mal ein Passionsspiel aufgeführt

Von Constanze Matthes

Wenn am Karfreitag die Stadtkirche St. Marien in Laucha wieder gefüllt ist, stehen nicht nur Sänger, Musiker und Darsteller im Rampenlicht und das Osterfest vor der Tür. Das traditionelle Passionsspiel begeht ein rundes Jubiläum: Zum 20. Mal wird mit Musik und Schauspiel im Gotteshaus der Glockenstadt die Leidensgeschichte Jesu gezeigt.
Erstmals 1999 präsentiert, aus der Zusammenarbeit zwischen dem Komponisten Christoph Noetzel und dem früheren Freyburger Pfarrer Harald Kunze entstanden, hat das Projekt mit den Jahren an Anspruch gewonnen, wie Anne-Christina Wegner erzählt. »Es geht mittlerweile über ein Laienspiel hinaus. Es ist professioneller geworden, und es wächst weiter«, sagt Lauchas Pfarrerin, aus deren Feder das Gros vergangener Texte stammte und die auch jedes Jahr Regie führt.
Anlass für den Beginn der Tradition seien Gespräche mit Jugendlichen gewesen. »Ich habe festgestellt, dass sie zwar wissen, was der Hintergrund von Weihnachten ist, aber nicht, was Karfreitag bedeutet.«
Groß ist die Zahl der Mitwirkenden: 70 bis 90 Männer und Frauen unterschiedlicher Altersgruppen und aus verschiedenen Orten machen mit und schätzen die Gemeinschaft. Mehrere Chöre vereinen sich zu einem großen Vokalensemble unter der musikalischen Leitung des Kirchenmusikers Robert Müller. Sänger wie Schauspieler wissen an ihrer Seite eine Projektband sowie versierte Techniker. So unterstützt der Berliner Thomas »Lemmi« Flüß das Stück; er gehörte einst der Crew der Rockband »Rammstein« an und begleitete bereits Helene Fischer während ihrer Tour. Für Licht und Effekte zeichnet Alexander Goldstein verantwortlich. Zudem helfen hiesige Handwerksfirmen. »Viele fühlen sich mit dem Projekt verbunden«, betont die Lauchaer Pfarrerin.
Dabei besteht immer auch ein Wagnis in der Vorbereitungszeit. Erst zur Generalprobe kommen alle Beteiligte zusammen. Im Vorfeld üben Chöre und Konfirmanden, die einzelne Rollen des Schauspiels übernehmen, separat. Auch die Zuschauer kommen mittlerweile nicht nur aus Laucha und umliegenden Dörfern. Manch einer reist aus Leipzig oder Halle an, um das Passionsspiel zu sehen, das Leiden und Sterben Christi stets auch mit aktuellen Bezügen verbindet und aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Mal stand Judas im Mittelpunkt, mal rückten die Frauen in den Fokus. Es wurden die Themen Ausgrenzung, Nächstenliebe und Macht verhandelt.
In der Aufführung aus dem vergangenen Jahr, die an diesem Karfreitag erneut auf die Bühne gebracht wird, geht es um die großen Fragen nach Sinn, Leid, Tod und Wahrhaftigkeit. Ein Fragender aus der Gegenwart beschäftigt sich mit dem Johannes-Evangelium. Zwei Zeitebenen greifen ineinander, zwei Bühnen werden errichtet. Ein Aufwand, der sich auszahlt. Rund 450 Zuschauer strömten zu den Inszenierungen der vergangenen Jahre.
Doch der Anspruch und die Qualität sind es nicht allein, die das Lauchaer Passionsspiel so besonders machen. »Eine polnische Wissenschaftlerin, die eine Arbeit zu Passionsspielen geschrieben hat, besuchte uns einst. Sie meinte, eine solche Inszenierung gibt es kein zweites Mal in ganz Europa«, erzählt Anne-Christina Wegner.

Passionsspiel »Wer bist Du, Jesus?« am Karfreitag, 30. März, 20 Uhr in der Stadtkirche
St. Marien in Laucha

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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