Visionen im Gästebuch
Straße der Romanik: Die Kirche in Steinbach ist in die Tourismusroute aufgenommen worden
Von Constanze Matthes
Die Kirche Steinbach steht zwischen zwei Orten, zwischen dem gleichnamigen Dorf und der Stadt Bad Bibra. Sie zählt nicht nur zu den eindrucksvollen Gotteshäusern im Kirchenkreis Naumburg-Zeitz. Sie ist fortan Teil der Straße der Romanik. Gemeinsam mit den Kirchen Zscheiplitz, Flemmingen und Schönburg, im selben Landkreis gelegen, ist sie in die bekannte Tourismusroute aufgenommen worden, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen begeht.
Die Straße der Romanik verbindet 88 Bauwerke an 73 Orten, die in der Zeit vom 10. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden sind. Allein im Burgenlandkreis sind es 15 Gebäude an zwölf Orten. Die Gesamtlänge der Strecke, die in Form einer Acht mit der Landeshauptstadt Magdeburg im Zentrum verläuft, umfasst rund 1 200 Kilometer. Jährlich besichtigen etwa 1,6 Millionen Besucher die Bauwerke.
Steinbachs Pfarrerin Anke Heuer und Maik Wittke vom Gemeindekirchenrat verbinden mit der Entscheidung auch Hoffnungen für die Zukunft des historischen Kleinods, das um 1220 bis 1230 errichtet worden ist. »Mit der Aufnahme in dieses kulturelle Netzwerk wären Konzerte wünschenswert«, erzählt Wittke. Zwar ist das Gotteshaus an der Bundesstraße 250 und etwas abseits von beiden Orten gelegen, allerdings weise das geschichtsträchtige sakrale Gebäude eine gute Akustik auf, berichtet der Kirchenälteste weiter.
Doch was die Kirche besonders braucht: Fördermittel für notwendige Sanierungsarbeiten. Zuletzt wurde in den 1980er-Jahren saniert. Dabei wurde unter anderem die Kupferdeckung von Turm und Apsis erneuert. Doch nun ist innen die Decke von Holzwürmern befallen. Die Bekämpfung des gefürchteten Ungeziefers ein wichtiger erster Schritt. Die Feuchtigkeit im Mauerwerk macht ebenfalls Sorgen. Auch das Dach sowie die Wände im Innenraum bräuchten Zuwendung. Rund eine halbe Million Euro sind nach einer ersten Schätzung notwendig, um die gröbsten Schäden zu beseitigen.
Diese möglichen Investitionen wären auch ein Bekenntnis zu einer der interessantesten Kirchen der Region. Nicht nur, weil sie in der Zeit der Spätromanik errichtet wurde. Ursprünglich der heiligen Anna, später Margarete, der Schutzpatronin der Bauern und Schwangeren, geweiht, erinnert die Kirche in ihrer Bauform und mit ihren Schmuckelementen an den Naumburger Dom. »Die Kirche stellt so wohl ein Schulwerk der Dombauhütte dar«, heißt es in der Chronik, die im Gotteshaus zu lesen ist. Auch ein Gästebuch liegt aus.
Aller zwei Monate wird Gottesdienst gefeiert. Obwohl zu Steinbach zugehörig, besuchen auch Einwohner aus Bad Bibra das Gottes-
haus; oft zu besonderen Anlässen wie Weihnachten oder der traditionellen Sternwanderung.
In der Saison legen zudem Touristen und Einheimische aus der Region während ihrer Wanderung oder Radtour gern eine Pause an der einzigen offenen Kirche im Pfarrbereich ein – was die zahlreichen Einträge im Gästebuch belegen. Da heißt es an einer Stelle, nahezu als eine Vision: »In diesem kleinen und zugleich weiten Raum höre ich Musik. Klänge sogenannter Neuer Musik ebenso Gregorianik.« Zeilen, die ein Bielefelder während seines Besuchs in das Gästebuch niedergeschrieben hat.
»Dieses Kleinod als Ort der Stille lädt allerdings auch zum Verweilen sowie zum privaten Gebet ein«, unterstreicht Pfarrerin Anke Heuer.
Autor:Online-Redaktion |
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