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Karl May am Karstamstag
112. Todestag am 30.3.2024

In seiner Erzählung “Der schwarze Mustang” werden die berühmten Gewehre Old Shatterhands und Winnetous (Henrystutzen, Bärentöter und Silberbüchse) von zwei chinesischen Vorarbeitern gestohlen. Karl May will es so. Die beiden Diebe werden jedoch von dem bösen Komantschenhäuptling Tokvi-Kava überrascht, als sie die überaus wertvolle Beute in Sicherheit bringen wollen. Alle drei Super-Waffen werden ihnen wieder abgenommen. Aber die von den Komantschen ebenfalls gestohlenen Pferde unserer braven Blutsbrüder und Roman-Helden reißen sich dabei los und kehren ins Camp zurück, woraufhin Old Shatterhand und Winnetou den herben Verlust erst einmal bemerken können und natürlich sehr rasch einen Plan entwerfen, um ihr Eigentum zurückzugewinnen und die Komantschen gefangen zu nehmen. Mit Unterstützung des Hobble-Frank und der Tante Droll sowie der beiden Vettern Has und Kas Timpe gelingt es ihnen, die Gewehre zurückzuholen und den von den Komantschen geplanten Überfall auf ihr Camp zu verhindern. Sie stellen den Indianern eine Falle, indem sie deren Versteck umstellen und den Eingang mit einem Feuer „verschließen“. Schließlich aber - jedoch erst zum guten Schluss - lässt Karl May auch wieder die Gnade und Menschlichkeit seiner Helden (Old Shatterhand und Winnetou) walten. Man lässt den Komantschen großzügig das Leben, nimmt ihnen jedoch Pferde, Waffen und Medizinbeutel ab - was unweigerlich zur Entehrung der Verbrecher und zu ihrem Ausschluss aus dem Stamm geführt haben dürfte.

Soweit Karl May in seinem gut zu lesenden und geschickt aufgebauten Beitrag „Der schwarze Mustang und andere Erzählungen und Texte für die Jugend” aus dem Jahr 1896. Das Buch ist 2008 innerhalb der Historisch Kritischen Ausgabe in der Abteilung III als Band 7 mit einem kritischen Apparat versehen neu erschienen.

Karl May in der Karwoche? Warum nicht. Heute am Karsamstag 2024 jährt sich der 112. Todestag des Mannes aus Ernstthal, Waldheim und Radebeul. Der bizarre Lebensweg des Abenteuerromanautors ist << an anderer Stelle >> schon einmal besprochen worden. Warum wir heute noch einmal darauf zurückkommen - das hat seinen guten Grund. Bestrafung und Belohnung werden bei Karl May sehr oft miteinander verwoben und so dargeboten, dass der Leser mit seinen Ahnungen den im Roman betroffenen Personen immer um einige Längen voraus ist - und man als Leser auf jeder Seite damit belohnt wird, dass sich die eigenen Hoffnungen und Befürchtungen ununterscheidbar erfüllen. Es ist schon eine nicht zu unterschätzende Kunst, solche Spannung aufrecht zu erhalten und zugleich wissen zu lassen, dass alles für alle gut ausgehen wird.

Für richtige Karl May-Liebhaber wäre es ein Unding gewesen, und es wäre absolut unvorstellbar, wenn der Henrystutzen auf immer verloren gehen würde oder die beiden Edelhengste des Freundespaares Iltschi und Hattatitla in falsche Hände gerieten und dort auf ewig verbleiben müssten. Ebenso unvorstellbar ist es für die Kirche, dass der Sohn Gottes nach seinem Leiden am Marterpfahl des Kreuzes in den unterirdischen Hallen des Hades auf immer verschwunden wäre. Nein, nein - man weiß doch, dass er auferstehen wird - wegen seiner Auferweckung durch Gott, der er ja selber sogar wirklich ist, wie die Kirche ganz am Anfang ihrer Geschichte aus lauter Begeisterung aristotelisch-philosophisch zu beschreiben versucht hat. Ob dieses gelang, lässt sich nur bejahen, wenn man die binäre Logik transzendiert ... Wenn auch Winnetou im Band III der bekannten Trilogie sterben muss (Karl May vult!) stirbt der wilde Indianer doch dort als kultivierter Christ mit dem Bekenntnis auf den Lippen und dem katholischen Ave Maria am Ohr.

Nehmt also diese Geschichte mit in die Nacht von Karfreitag zu Karsamstag, wenn Christus zum Hades hinab fährt, wie die Kirche unnachahmlich formuliert hat: Descendit ad infernos. Er will da ja hin! Denn dort gibt es jede Menge zu tun, zu regeln und zu verkündigen. Der Tod muss beschämt werden, ihm werden die Pferde und Waffen abgenommen, die Zaubermittel der Angst und Sorge, die Medizin des Totenreichs wird entkräftet … „Der Schwarze Mustang” ist hier in verschiedenen Kapiteln ONLINE zu lesen. Man muss es selber wollen, dass einen die Phantasie packt, wenn es um Tod oder Leben geht.

Ohne Phantasie könnte man auch die Lehre vom Erlösungswerk Christi nicht begreifen. Phantasie ist die kleine Stiefschwester des Glaubens. Und sie ist leider auch das, von dem viele Menschen sich nicht vorstellen können, dass es die wirklich gibt ... Es gibt sie aber! Jener Mann, welcher neben Winnetou auch solche Bücher wie „Himmelsgedanken” und „Friede auf Erden” verfasste, hatte sie auf jeden Fall.

Autor:

Matthias Schollmeyer

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