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Bemerkung
zur gegenwärtig apokalyptischen Stimmung

Jüngstes Gericht - Michelangelo

Zum Tag des allerhöchsten Strafgerichts
erschienen viele Leute vor dem Schöpfer.
Im Hintergrunde gähnt das schwarze Nichts,
und lässt die Töpfe treten vor den Töpfer.

Nun werden schwere Bücher aufgeschlagen.
Beschrieben sind mit roter Tinte die.
Man karrte sie mit Müh herbei in Wagen.
Und schlotternd ängstigt sich die Phantasie.

Ein Engel stößt mit voller Wucht in die Trompete
Den Schreckenston vermöcht ich kaum zu leiden.
Zu laut dem Menschenohr dröhnt das Getröte.
Nie lauschte einer solchem Ton vergangner Zeiten.

Dann nahet Gott und setzt sich auf den Thron aus Gold.
Und alle Wesen werfen sich zu Füßen.
Er aber mahnt: „Steht auf!“ und hold:
„Sonst könnt ihr mich ja gar nicht richtig grüßen.“

Ein Engel fliegt heran auf bunten Flügeln.
Laut liest er aus dem ersten Buche vor.
Ein anderer beginnt alsbald zu bügeln
die Sünden alle fort: Auch deine, Tor!

Den Satan aber hat man wohl vergessen?
Er protestiert und legt sein Veto ein.
Und brummt mit tiefer Stimm: „Unangemessen!
Die Bücher bleiben gültig. Straf muss sein.“

Da schweigen alle Engel hochbetreten,
Versöhnung will er nicht, der Schuldverweser?
Hilft auch nicht Flehen mehr und selbst kein Beten?
Denn Urteil sprach der finstre Tatenleser.

Die Sache gilt. Links stehen Böcke, rechts die Schafe.
Und wo wer steht, ist schriftlich angezeichnet.
Der Teufel kennt die Seinen auch im Schlafe,
und führt sie hin, von wo aus keiner weichet.

O Herr, mach, dass in deinem Buch des Lebens
ich angezeichnet werd erfunden.
Und alle Jahre meines Tun und Webens
von Deinen Wundern sind geheilt als Wunden.

Autor:

Matthias Schollmeyer

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