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der verlorene Sohn
Sonntagsevangelium 16.6.2024

Lebt noch im fernen Lande euer Vater -
er, du und auch dein Bruder auf dem Hof?
Erinnert Euch! Da gab es das Theater:

der Jüngere fühlt sich als Philosoph
und fordert, ihm das Erbteil auszuzahlen -
man gab ihm nach. Und gleich ging´s ab zum Schwof.

Er brachte alles durch im Maximalen -
verprasst mit Huren seines Vaters Gut,
dann kam die Pleite, Hunger, Not und Qualen,

zum armen Knechte ward der Tunichtgut.
Man schickt ihn auf die Felder Sauen hüten,
das war der Lohn für Stolz und Übermut ...

Um seine Dienste leidlich zu vergüten,
gab man ihm kaum den Rest vom Schweinefraß
die faulen Trebern aus den leeren Schüten.

Der nun in solchem bittern Unglück saß
sprach bei sich selbst: „Die vielen Tagelöhner
zu Hause werden satt, ich fresse Gras?

Ich will zurück, beim Vater war es schöner.
Vielleicht ist er mir gnädig und Versöhner."

Der Alte sah ihn schon von Ferne kommen,
rasch lief er ihm entgegen. Mit dem Kuss
empfing er seinen Sohn wie einen Frommen. 

Da beichtete der arme Filius:
„Ich stehe hier vor dir in großen Sünden,
weil alles bracht‘ ich durch im Spiritus ...

Noch größern Sünder wirst du nirgends finden,
dem Himmel gegenüber und vor dir.
Gib, Vater, mich zu deinen Hofgesinden.“

Der aber schlachtete das fette Tier:
„Mein Sohn kam wieder. Bestes will ich geben!
Kalbsbraten und vom allerfeinsten Bier.“

Der Ältere vom Felde kam soeben;
ward zornig drob, verweigert sich dem Fest.
Der Vater lud ihn ein - bei seinem Leben!

Das aber gab dem Bruder nur den Rest:
„Nie hast du mir ein Böcklein wollen schenken,
doch opferst nun dein Mastkalb dieser Pest?“

Der Vater bat ihn herzlich einzulenken -
denn Liebe kennt kein rechnendes Bedenken.

Autor:

Matthias Schollmeyer

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