Festkonzert mit restaurierten Noten
Adjuvantentage erinnern an Kirchenmusik von Bauern und Handwerkern
In Neudietendorf, Apfelstädt und Wandersleben (Landkreis Gotha) finden am kommenden Wochenende (1. bis 3. September) unter Schirmherrschaft von Ministerpräsident Bodo Ramelow die 14. Thüringer Adjuvantentage statt. Unter dem Motto „Klangpracht aus alten Noten – Die Region feiert ein Fest der Musik“ wird mit einem bunten Programm auf das reiche musikalische Erbe aus der jahrhundertealten Tradition protestantischer Kirchenmusik in Thüringen erinnert. Im Mittelpunkt steht der Notenbestand der dörflichen Adjuvanten aus dem 17. Jahrhundert in Dietendorf, der dank Restaurierung wieder lesbar ist und in einer Ausstellung präsentiert sowie in einem Festkonzert am 3. September (17 Uhr, St.-Petri-Kirche Wandersleben) gespielt wird. Zuvor predigt Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), im Festgottesdienst um 10.30 Uhr in der St.-Petri-Kirche. Tickets für das Festkonzert gibt es beim Ticket Shop Thüringen und an der Tageskasse, für alle anderen Veranstaltungen ist der Eintritt frei. Weitere Informationen: www.adjuvantentage.de.
Die Adjuvantentage gestalten die Kirchengemeinden gemeinsam mit dem Landesmusikarchiv, dem Verein Academia Musicalis Thuringae und der Musikhochschule Weimar. „Dass die 400 Jahre alten Noten durch Restaurierung wieder lesbar gemacht wurden, ist ein Grund zum Feiern. Gäste aus nah und fern sind willkommen, ein weiteres Kapitel aus Thüringens Musikgeschichte kennenzulernen“, laden die Organisatoren ein. Alle Generationen sind eingeladen, sich aktiv musizierend, feiernd und gestaltend auf Spurensuche zu begeben und dabei ihrer eigenen Vergangenheit auf die Schliche zu kommen.
Das Programm findet am Freitag in Neudietendorf, am Samstag in Apfelstädt und am Sonntag in Wandersleben statt. Geboten werden unter anderem Auftritte von Kinder-Barockballett, Gesangverein, jungen Gesangstalenten, Posaunenchor, einem Musikprojekt aller Generationen und dem Kirchenchor „Apfelstädter Adjuvanten“ sowie Orgelführungen, Ausstellungen und ein Fest. Für Kinder gibt es Angebote wie Mobile Druckerei, Instrumente basteln und Blechblasinstrumente ausprobieren. Im Festkonzert wird der historische Notenbestand der St.-Johannis-Kirche Neudietendorf, der durch akribische Restaurierung jüngst wieder lesbar gemacht wurde, durch das Ensemble 1684 unter Leitung von Gregor Meyer gespielt und die Johann-Georg-Schröter-Orgel von 1724 erklingt. Für Musik im Festgottesdienst sorgen die Apfelstädter Adjuvanten unter Leitung von Albrecht Lobenstein, der Posaunenchor Apfelstädt-Wandersleben unter Leitung von Landesposaunenwart Matthias Schmeiß sowie als Organist KMD Jens Goldhardt.
Mehr zu den Hintergründen der Adjuvantentage bieten eine Einführung für Familien und die Präsentation des Notenschatzes zur Eröffnung der Ausstellung „Die Noten sind gerettet! Zur Restaurierung des alten Dietendorfer Adjuvantenschatzes“ am 1. September um 18.30 Uhr in Neudietendorf sowie Vorträge vor dem Festkonzert.
Für Bernd Kramer, Pfarrer in Apfelstädt, zeugen die Adjuvantentage von einer lebendigen evangelischen Tradition. „Bauern und Handwerker waren über Jahrhunderte hinweg als Adjuvanten für die Musikkultur in den Thüringer Dörfern zuständig. Unter Anleitung der Kantoren erhielten sie eine musikalische Unterweisung und führten anspruchsvolle Werke in den Gottesdiensten auf. Funde alter Noten in den Thüringer Pfarrarchiven begeistern Musikspezialisten immer wieder. Außerhalb der Gottesdienste waren die Musiker auf dem Tanzsaal zu finden und spielten zu Anlässen wie Kirmes und Hochzeiten“, erläutert der Pfarrer. „In Apfelstädt und Wandersleben ist von dieser Tradition viel zu spüren, denn Kirchenchor und Posaunenchor führen auf lebendige Art und Weise diese Musik in der Gegenwart auf“, betont Kramer. Er ist sehr dankbar über die vielen Helfer in allen drei Gemeinden sowie für die Zusammenarbeit mit der Grundschule Neudietendorf. „Diese Verbundenheit zu erleben, ist ein großes Geschenk“, so Kramer.
Hintergrund:
Die Thüringer Adjuvantentage wurden im Jahr 2008 zum ersten Mal durchgeführt. Hintergrund ist die europaweit wohl einzigartige reiche Musikkultur auf den Thüringer Dörfern des 16. bis 18. Jahrhunderts. Die Kantoren komponierten, kümmerten sich um das international aktuelle Repertoire und lehrten die Kinder Singen und Instrumentenspiel. So wuchs ein Großteil der Bevölkerung zu „Adjuvanten“ (lat. Adjuvare - helfen) heran, so dass Bauern und Handwerker neben ihrem Broterwerb in den Gottesdiensten und bei Festen musizierten. Kantaten, Motetten, Passionen und sogar Oratorien wurden in hoher Qualität aufgeführt. Es bildeten sich mit der Zeit die sogenannten Adjuvantenchöre, aus denen die heutigen Gemeinde- und Kirchenchöre hervorgegangen sind.
Weitere Informationen im Internet: adjuvantentage.de
Der Termin in Kürze:
1. bis 3. September Neudietendorf, Apfelstädt und Wandersleben
14. Thüringer Adjuvantentage 2023
Höhepunkte:
3. September, St.-Petri-Kirche Wandersleben
10.30 Uhr Festgottesdienst mit Predigt von Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), sowie Apfelstädter Adjuvanten unter Leitung von Albrecht Lobenstein, Posaunenchor Apfelstädt-Wandersleben unter Leitung von Landesposaunenwart Matthias Schmeiß und als Organist KMD Jens Goldhardt
17 Uhr Festkonzert mit dem Ensemble 1684 unter Leitung von Gregor Meyer
Ausstellungen:
Neudietendorf Bahnhof und Edeka, Apfelstädt Bürgerhaus und Pfarrhof und Wandersleben tegut und Pfarrhof
Ausstellung „Ein Geschenk des Himmels. Die Reformation und ihre Musik in Thüringen“ mit Texten und Bildern zum Musikleben in früheren Jahrhunderten
Neudietendorf, St.-Johannis-Kirche
Ausstellung „Die Noten sind gerettet! Zur Restaurierung des alten Dietendorfer Adjuvantenschatzes“ (Eröffnung am 1. September um 18.30 Uhr)
Autor:susanne sobko |
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