Die Kirchen sollen voneinander lernen
Ökumene bedeutet weder Einheitskirche noch »Protestantisierung« der katholischen Kirche
Der evangelische Theologieprofessor Thomas Kaufmann spricht sich gegen die Feier des Reformationstages am 31. Oktober gemeinsam mit der katholischen Kirche aus. In einem Gastbeitrag für die »Zeit«-Beilage »Christ und Welt« äußert er sich skeptisch zu den ökumenischen Planungen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum 500. Jahrestag der Reformation.
Wenn der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm »kraft welcher autoritativen Eingebung auch immer, ankündigt, dass der Reformationstag fortan nur noch mit den Katholiken gemeinsam gefeiert werden könne, heißt das nichts anderes, als ihn aufzugeben«, schreibt der Luther-Biograf, der an der Universität Göttingen lehrt.
Der EKD-Ratschef Bedford-Strohm, bayerischer Landesbischof und ebenfalls Theologieprofessor, hat vielfach den ökumenischen Charakter des diesjährigen Reformationsjubiläums hervorgehoben.
In seiner Kritik äußert Kaufmann die Auffassung, dass der Reformationstag ein staatlich verordneter Feiertag wie der Tag der Arbeit am 1. Mai oder der Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober sei. »Der Reformationstag ist nämlich ein politisches Datum«, erklärt der Kirchenhistoriker. »Es gibt ihn auf Weisung der weltlichen Obrigkeit, damals wie heute.«
Die politische Entscheidung, den 31. Oktober 2017 zum einmaligen gesetzlichen Feiertag zu machen, stehe »in einer bemerkenswert langen, erstaunlich ungebrochenen Tradition«, die die frühabsolutistischen Fürstenstaaten, das Kaiserreich, die DDR und die deutschen Demokratien verbinde. »Keinem anderen Helden als Luther ist das gelungen. Chapeau!«, schreibt Kaufmann.
Ökumene ist nach Überzeugung von Kardinal Walter Kasper »ein Zeichen des Friedens in einer friedlosen Welt, in der religiöse Unterschiede oft für Gewalt instrumentalisiert werden«. Dabei gehe es weder um eine Einheitskirche noch um eine »Protestantisierung der katholischen Kirche«, sagte Kasper in Coburg beim Neujahrsempfang des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick. Katholische und evangelische Kirche sollten voneinander lernen, empfahl der Kardinal und ehemalige Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen laut einer Mitteilung der Diözese. (epd)
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