Kaffee gibt’s nicht
Kommentar von Bernd Becker
»Nein, Kaffee gibt es bei uns keinen«, sagt die freundliche Kellnerin. Wir staunen und haken nach. Doch es bleibt dabei: Nur kalte Getränke! »Aber gegenüber ist ein Italiener, da bekommen Sie leckeren Cappuccino. Dann können Sie nachher ja nochmal wiederkommen!« Schmunzelnd wechseln wir die Straßenseite und genehmigen uns die Portion Koffein.
Eine Stunde später geht’s zurück zur Kneipe. Diesmal fragen wir nach der Speisekarte. Vielleicht hätten wir es schon ahnen können. Charmant, aber bestimmt, beteuert nämlich die fröhliche Frau hinter der Theke: »Bei uns gibt es nichts zu essen.« Also kein Kaffee, keine Speisen, sondern nur kalte Getränke. »Ich kann ja auch nicht gleichzeitig in der Küche und hier an der Theke stehen.« Das Argument leuchtet ein.
Aber wir haben Hunger. »Funktioniert das Konzept denn?«, frage ich nach. »Ja, hier ist total viel los. Jedenfalls donnerstags. Und ich bin ganz froh, dass es an den anderen Tagen ruhiger ist. Man muss ja auch mal aufräumen und sauber machen«, erklärt die Kellnerin plausibel.
Schließlich empfiehlt sie uns noch einige Restaurants in der Nachbarschaft. Wir gehen also weiter und sehen uns ungläubig an. Tatsächlich scheint die junge Frau vom Konzept ihrer Kneipe überzeugt zu sein. Und wenn wir mal nur ein Bier trinken wollen, kommen wir bestimmt wieder. Die Gelassenheit der Kellnerin war jedenfalls beeindruckend.
Und vielleicht kann man es in der Kirche auch hier und da entspannter nehmen, wenn Gäste mal nicht das passende Angebot finden. Oder wenn man vor Ort eben nicht alles anbieten kann. Man muss ja auch zwischendurch mal aufräumen und sauber machen.
Der Autor ist Herausgeber der Evangelischen Kirchenzeitung für Westfalen und Lippe, »Unsere Kirche«.
Autor:Adrienne Uebbing |
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