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Nicht mehr getrennt glauben

Symbolkräftig: 
Die Bischöfe, der eine im schwarzen Talar, der andere in Kardinalsrot mit lilafarbener Stola, umarmten sich herzlich. | Foto: epd-bild
  • Symbolkräftig:
    Die Bischöfe, der eine im schwarzen Talar, der andere in Kardinalsrot mit lilafarbener Stola, umarmten sich herzlich.
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Protestanten und Katholiken feierten gemeinsam Buß- und Versöhnungsgottesdienst

Von Benjamin Lassiwe

Im Altarraum der imposanten romanischen Michaeliskirche von Hildesheim lag eine große, rostige Metallbarriere. Ihre Streben zeigten in alle Richtungen, nach vorn, nach hinten, nach oben. Doch als die Barriere von Jugendlichen aufgerichtet wurde, wurde daraus ein Kreuz. Das gemeinsame Aufrichten des Kreuzes – in Hildesheim war es ein Symbol für das Verhältnis von Katholiken und Protestanten, für den Weg von jahrhundertelangen Konflikten und Blockaden hin zur gemeinsamen Rückbesinnung auf Christus.
Denn in Hildesheim feierten die Spitzen der evangelischen und der katholischen Kirche in Deutschland in Anwesenheit von Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) einen Buß- und Versöhnungsgottesdienst: 500 Jahre nach dem Thesenanschlag baten sie Gott und einander um Vergebung für Verwerfungen und Glaubenskriege, den »Hass und Eifer« vieler Jahrhunderte. Vorbild dafür war die Eröffnung des Reformationsjubiläums 2016 im schwedischen Lund: So wie sich Papst Franziskus und der Präsident des Lutherischen Weltbunds, Munib Junan, damals zu mehr ökumenischer Zusammenarbeit verpflichteten, versprachen sich auch die deutschen Kirchenleiter mehr Gemeinsamkeit. Man wolle alles unternehmen, was neue Zerwürfnisse vermeiden könne, erklärten der Vorsitzende der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Heinrich Bedford-Strohm. Etwa in der Bioethik, wo die Protestanten in der Vergangenheit oft progressivere Positionen einnahmen als die Katholiken. Oder bei den konfessionsverschiedenen Paaren, die immer noch nicht gemeinsam zum Abendmahl gehen können.
Tatsächlich haben die katholischen Bischöfe erst in der letzten Woche auf ihrer Vollversammlung in Bensberg beschlossen, an einer nationalen Regelung für die Zulassung konfessionsverschiedener Paare zum gemeinsamen Abendmahl zu arbeiten. »Frühere Reformationsjubiläen haben die Gräben zwischen den Konfessionen vertieft«, sagte Bedford-Strohm. 2017 solle ein neuer Anfang auf einem Weg sein, der nicht mehr trenne, sondern zusammenführe. »Ich wünsche mir, dass wir sagen können: Die Christen in unserem Land bekommt man nicht mehr auseinander«, sagte Marx. Und als wollten sie das gute Klima zwischen den Kirchen noch deutlicher werden lassen, duzten sich die beiden Kirchenleiter in ihrer Predigt konsequent.
Das gesellschaftliche Engagement der Kirchen würdigte in Hildesheim auch Bundespräsident Joachim Gauck, der zum letzten Mal als Staatsoberhaupt eine Veranstaltung der beiden großen Kirchen besuchte. Der frühere evangelische Pastor erklärte, es »scheint mir so, als wäre zu den vielen politischen Umwälzungen, die ich erlebt habe, ein weiteres Wunder hinzugekommen.« Doch das »eigentliche ökumenische Wagnis echter Gemeinsamkeit« stehe den Kirchen noch bevor. »Eine Zukunft wird das Christentum am ehesten als ökumenisches Christentum haben«, machte der Bundespräsident deutlich. Davon könne das ganze Land nur profitieren. »Dieses Land hat wahrlich glaubenslose Systeme gehabt, aber die haben das Land nie besser gemacht«, sagte Gauck. »Wir alle haben deswegen etwas davon, wenn sich die Christen ihre Rolle neu bewusst machen.«

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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