Türkei oder Italien: Streit um das Grab des Nikolaus
Er ist wie kaum ein anderer im christlichen Volksglauben verankert: Der heilige Nikolaus.
Von Sebastian Kirschner
Türkische Archäologen behaupten nun, das Grab mit den Gebeinen des wundertätigen Bischofs von Myra gefunden zu haben. Es soll unter der Nikolaus-Kirche in Antalya liegen – im Stadtteil Demre, der auf den Ruinen des antiken Myra steht.
Der Direktor für Denkmäler in der Provinz Antalya, Cemil Karabayram, äußerte sich gegenüber türkischen Medien zuversichtlich, dort die unbeschädigte Leiche des Heiligen zu finden. Archäologen hatten bei Georadar-Untersuchungen unter dem Steinboden der Kirche Strukturen eines unversehrten tempelartigen Raumes entdeckt. Darin liege vermutlich auch ein Sarkophag, sagte Karabayram. Zuerst müssten jedoch schwere Steine und Reliefs entfernt werden, die bislang den Zugang versperren.
Im süditalienischen Bari dürfte die Nachricht aus der Türkei für Unruhe sorgen: Seit beinahe 1 000 Jahren verehren Menschen in dem Ort in Apulien die vermeintlich echten Gebeine des heiligen Nikolaus. Der Überlieferung nach hatten Seeleute im Jahr 1087 die Überreste des Bischofs von Kleinasien nach Italien gebracht.
Angeblich wollten sie diese vor Muslimen schützen, die zuvor Teile des Byzantinischen Reichs erobert und auch die Stadt Myra besetzt hatten – den Ort, an dem Nikolaus im 4. Jahrhundert gewirkt haben soll.
Weniger euphorisch als Karabayram äußerte sich Dieter Vieweger, Professor für Altes Testament und Biblische Archäologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. Im Interview mit domradio.de sagte Vieweger, sollte tatsächlich eine Leiche gefunden werden, dann würde es sehr schwierig, dabei den heiligen Nikolaus nachzuweisen: »Seinen Namen wird er sich wohl nicht eintätowiert haben.« Ein Problem, das übrigens auch für die Relikte in Bari gilt: »Man kann nicht feststellen, ob diese Leiche, die dort in Bari dafür gehalten wird, tatsächlich der heilige Nikolaus ist«, sagte Vieweger: »Wir haben aber offenbar ab jetzt zwei Bewerber um diesen Namen.«
Autor:Adrienne Uebbing |
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