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Ukraine: 250 Jahre Deutsche Evangelisch-Lutherische Gemeinde

Von Andreas Herrmann

Als in Kiew vor 250 Jahren das evangelische Glaubensleben begann, ging das von Deutschen aus, die ihre mitgebrachte Tradition leben wollten. Katharina die Zweite, als ehemalige Prinzessin Sophia von Sachsen-Anhalt-Zerbst früher selbst dem lutherischen Glauben angehörig, lud in dieser Zeit deutsche Siedler in die Ukraine ein, die weiter westlich keine Lutheraner sein durften.
Diese gründeten 1767 die Kiewer Gemeinde. Als dann 1812 die erste Kirche gebaut wurde, ging es darum, einen beständigen Ort für die deutsche Gemeinde zu schaffen. Die Deutschen waren angekommen – in Kiew wollten sie mit ihren Familien leben, hier hatten sie ihr Zuhause gefunden. Bereits um 1766 waren sie in Kiew aufgetaucht, darunter Kaufleute, Ärzte und Apotheker. Sie sammelten Geld und errichteten eine Holzkirche, die jedoch einer Feuersbrunst zum Opfer fiel. Man beschloss danach, ein Gebäude aus Stein zu errichten, wobei die Stadtverwaltung Kiew der deutschen Gemeinde ein Stück Land stiftete.
Am 1. Dezember 1812 wurden Kirche und Pfarrhaus eingeweiht – die heutige Kirche St. Katharina im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt. Davor wacht ein lebensgroßer Engel. Er steht da, trutzig und gelassen zugleich. Sein Blick ist gütig, Hände und Arme sind in schützender Geste nach vorn gestreckt. Das ist ein gutes Symbol. In der Stalinzeit und auch danach war das Glaubensleben hier allerdings erloschen. Die neue Geschichte begann 1991.
Rund 200 Mitglieder, darunter besonders Familien mit Kindern, zählt die Deutsche Evangelisch-Lutherische Gemeinde St. Katharina von Pfarrer Wolfgang Heldt-Meyerding – Nachfolgerin der alten deutschen evangelischen Gemeinde – heute. Gottesdienste und andere Feierlichkeiten werden zweisprachig gehalten. Der Kirchenchor hat schon jene schönen und vollen Töne, wie man sie von den sakralen Gesängen der Orthodoxen kennt. Das klingt aus dem evangelisch-lutherischen Gesangbuch ganz wunderbar. Das Ukrainisch von Pfarrer Heldt-Meyerding, einem Norddeutschen, der hier erst seit Kurzem als Interimspfarrer fungiert, ist noch nicht perfekt. Aber dafür gibt es Lisa Safonowa. Sie lernte Deutsch seit der Schule und studierte dann Literaturwissenschaft.
Die junge Frau ist der gute Engel hinter dem Pfarrer, wobei die Auslandsstelle in Kiew noch ausgeschrieben ist für einen Theologen, der oder die bereit wäre, für sechs Jahre nach Kiew zu kommen. Während der Ereignisse um den Majdan, wo im Februar 2014 rund 100 Menschen starben und Hunderte verletzt wurden, befand sich in der Kirche ein Lazarett, wo man die Verletzten auch mit deutscher Hilfe versorgte. Ebenfalls ein Teil der Geschichte von St. Katharina in Kiew.

www.katharina.kiev.ua

Autor:

Adrienne Uebbing

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