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Eigentlich sollte der Honecker anwesend sein
KEIN VERTRAUEN

Es ist jetzt 34 Jahre her, genau am 14. September 1989 war es, da wurde das Bauernkriegspanorama auf dem Schlachtenberg von Bad Frankenhausen mit viel DDR-Prominenz eröffnet. Für den schon aus der Ferne zu se-henden Monumentalbau hatte der Volksmund schnell einen Namen parat: "Elefantenklo". Der Rundbau soll an den Bauernkrieg erinnern, die sogenannte "Frühbürgerliche Revolution in Deutschland", die mit der Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 mit rund 6000 Toten in Mitteldeutschland ihr Ende fand. Es soll viel Blut geflossen sein. So viel, dass noch heute eine kleine Straße der Stadt "Blutrinne" heißt. Thomas Müntzer, 1489
geboren, ehemaliger Mönch und Anführer der Bauern, wurde gefangen genommen, auf der Wasserburg Heldrungen "peinlich verhört", d.h. gefoltert, und am 27. Mai 1525 mit weiteren Anführern vor den Toren der Stadt Mühlhausen enthauptet.

Im Inneren des Panoramas ist ein überdimensionales Gemälde zu sehen, 123 Meter lang, 14 Meter hoch. Das Gewicht der Leinwand beträgt über eine Tonne und kam aus einer Weberei der Sowjetunion. Die Grundierung
erfolgte nach geheimen Rezepten der Ikonenmalerei. Auch Ölfarben und Pinsel kam aus der SU. Werner Tübke
schuf ein "theatrum mundi", ein Welt-Theataer, und hat mit anderen Künstlern (Eberhard Lenk) über 11 Jahre
daran gemalt. Am 16. Oktober 1987 setzte der Künstler seine Signatur unter das Motiv des Lebensbrunnens.
Ich bin ein Bewunderer des Gemäldes, habe es schon oft aufgesucht und entdecke immer wieder Neues. Tübke
selbst hatte sich vertraglich völlige künstlerische Freiheit garantieren lassen und keine Deutung des Bildes
veröffentlicht. Die 1 : 10 - Fassung des Werkes war 1982 in Dresden erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt
worden.

Eigentlich sollte Erich Honecker, der Staatsratsvorsitzende, bei der Eröffnung anwesend sein. Als er erkrankte,
nahmen der Kulturminister Hans-Joachim Hoffmann, Kurt Hager und Margot Honecker die Eröffnung vor. Zur
Sicherung des Tages wurden drei Anordnungen ausgeführt: Die "Penner" der Stadt wurden in einen Bus ge-packt und erlebten einen Ausflug. Die Felder auf dem Weg zum Panorama wurden abgeerntet und alle Zugän-ge dahin besetzt. Und die Jäger, in der Regel treue Parteigänger der SED, mussten ihre Jagdflinten abliefern. So
groß war das Vertrauen der Arbeiter- und Bauernmacht in ihre Bevölkerung...!

Autor:

Martin Steiger

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