»Ehe für alle«
Entscheidung im Eiltempo - nach dem Bundestags-Votum, die Ehe für homo-
sexuelle Paare zu öffnen, hier einige Meinungen aus der Politik:
Eine intensive und offene Diskussion im Respekt vor den unterschiedlichen Meinungen wäre aus meiner Sicht für einen breiten gesellschaftlichen Konsens wichtig gewesen. Unabhängig von meiner Kritik am Verfahren ist für mich aber ausschlaggebend, dass Menschen, die sich lieben, füreinander dauerhaft Verantwortung übernehmen. In Zeiten, wo Belanglosigkeit, Werteverfall und Bindungslosigkeit um sich greifen, ist der Wunsch, sich in einer Ehe verbindlich und dauerhaft festzulegen, eine wertkonservative Entscheidung.
Antje Tillmann MdB (CDU)
Ehe wird im Grundgesetz als Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau verstanden, die potenziell offen ist für Kinder. In einer gleichgeschlechtlichen Ehe können auf natürlichem Wege keine Kinder entstehen. Das ist keine Diskriminierung, sondern eine Feststellung. Frauen können Kinder bekommen, Männer nicht – dadurch wird kein Mann diskriminiert; ebenso wenig wie eine Frau, die keine Kinder bekommen kann oder möchte, gegenüber einer Mutter diskriminiert ist.
Zwischen Ehe und Lebenspartnerschaft wird nach dem juristischen Grundsatz differenziert, dass »Gleiches gleich und Ungleiches ungleich zu behandeln« ist. Ausdruck dieser Differenzierung – und ebenfalls keine Diskriminierung –
ist, dass die Lebenspartnerschaft ihrerseits heterosexuellen Paaren nicht offensteht.
Die Ehe von Mann und Frau (und Familie) ist die generative Keimzelle einer Gesellschaft und darum zu schützen. Wird dieses Eheverständnis aufgelöst, werden sich übrigens weitere Fragen ergeben: etwa, ob auch Polygamie oder Geschwisterehen legalisiert werden sollten.
Uwe Heimowski, Vertreter der Evangelischen Allianz am Sitz von Bundestag und Bundesregierung
Die Öffnung der Ehe nimmt niemandem etwas weg. Keine Ehe wird weniger geschlossen werden. Im Gegenteil: mehr Menschen werden heiraten, werden sich das Ja-Wort geben und ein gemeinsames Leben im dauerhaften Miteinander und Füreinander, in guten wie in schlechten Zeiten, begründen. Dazu gehört selbstverständlich auch das Adoptionsrecht für diese Paare. Gerade hier ist die Ungleichbehandlung offenbar: Bereits jetzt dürfen sie adoptieren, jedoch nicht als Paar. Das entbehrt jeder Grundlage, denn bei jeder Adoptionsentscheidung steht das Kindeswohl im Mittelpunkt. Viele Kinder wachsen bereits jetzt in Regenbogenfamilien auf und es geht ihnen wunderbar.
Es gibt keine nachvollziehbaren Gründe, warum der Staat gleichgeschlechtlichen Paaren das Recht auf Eheschließung verweigern sollte. Ehe ist kein knappes Gut, es ist genug Ehe für alle da. Und seit Jahren gibt es dafür eine hohe Zustimmung in der Bevölkerung. Und was ändert sich nun? Lesbische und schwule Paare dürfen heiraten. Sonst nichts.
Katrin Göring-Eckardt MdB (Bündnis 90/Die Grünen)
Autor:Adrienne Uebbing |
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