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Die Reformation ist Vielfalt

Jerry Pillay, der Präsident der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK), im Berliner Dom bei einem vom ZDF übertragenen Gottesdienst der Generalversammlung des WGRK. | Foto: epd-bild
  • Jerry Pillay, der Präsident der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK), im Berliner Dom bei einem vom ZDF übertragenen Gottesdienst der Generalversammlung des WGRK.
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Interview: In Leipzig, Berlin und Wittenberg tagt bis 7. Juli die Generalversammlung der reformierten Weltgemeinschaft (WGRK). Benjamin Lassiwe sprach darüber mit dem Präsidenten der WGRK, Jerry Pillay.

Präsident Pillay, was sind die wichtigsten Themen der Generalversammlung?
Pillay:
Wir beziehen uns auf unser Bekenntnis von Accra, in dem wir über Geschlechtergerechtigkeit, wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit sprechen. Wir möchten, dass die Kirchen besser vernetzt sind, sodass wir ein ernst zu nehmendes christliches Zeugnis in der Welt erleben. In einer Welt voller Herausforderungen müssen die Kirchen zusammenarbeiten.

Welche Herausforderungen sehen Sie?
Pillay:
Einige dieser Herausforderungen sind Armut, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, religiöse Gewalt und Fundamentalismus. Und alle diese Dinge rufen uns dazu auf, zusammenzuarbeiten, für das Gute in der Welt und um die gute Nachricht zu ver-
künden.

Sie treffen sich in Deutschland, dem Land der Wittenberger Reformation. Was bedeutet das für Sie?
Pillay:
Die Reformation ist eine sehr vielfältige Erfahrung. Sie ist nicht auf Europa beschränkt. Viele reformierte Christen haben ihren eigenen Beitrag dazu geleistet. Dass wir heute hier in Europa sind, zeigt auch, was der Rest der Welt an Reformationserfahrungen nach Europa bringen kann.

Der Dialog zwischen Lutheranern und Katholiken ist in den letzten Jahren immer weiter fortgeschritten. Es gibt sogar Gedankenspiele über eine eucharistische Gastfreundschaft in einigen speziellen Fällen. Wie blicken die Reformierten auf solche Gespräche?
Pillay:
Wir sind sehr an ökumenischen Gesprächen interessiert und wissen, dass es unterschiedliche kirchliche Traditionen gibt. Am Ende wollen wir die Einheit der Christen – und das passiert nicht dadurch, dass ein Blitz einschlägt und plötzlich alle Christen vereint sind. Es geschieht nur durch Dialog. Wir hoffen aber, dass die Gespräche nicht zu neuen ökumenischen Problemen führen. Alle Beteiligten müssen immer wissen, dass es da eine noch breitere Kirchenfamilie gibt.

Während der Generalversammlung wird es auch um Korea gehen. Menschen aus Nord- und Südkorea werden sich begegnen. Wie wichtig ist das?
Pillay:
Eine der wichtigsten Aufgaben unseres Weltbundes ist der Versuch, Frieden zu schaffen. Wir haben uns für den Frieden in Kolumbien eingesetzt, im Sudan – und eine der größten Herausforderungen heute ist der Frieden auf der koreanischen Halbinsel. Wir haben die Türen dafür geöffnet, dass es am Ende dieser Versammlung noch eine ökumenische Begegnung zwischen Christen aus beiden Ländern geben wird.

Ist die nordkoreanische Gruppe wirklich eine Kirchengruppe, oder sind es staatliche Abgesandte, als Kirche verkleidet?
Pillay:
Sie kommen als Kirche. Und wir empfangen sie als Kirche. Wir überlassen es dem Evangelium, die Herzen der Menschen zu erreichen.

Autor:

Adrienne Uebbing

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