Verkündigung Mariae (Lukas 1,26ff)
zum 4. Adventssonntag
Gott mochte Gabriel nicht länger schonen
und legte ihm die Sternenkarten vor:
„Geh zu Maria. Sag: ‚Ich will belohnen
die Welt‘.“ Trag diese Botschaft ihr ans Ohr.“
Der Engel fuhr hinab und auf der Stelle
ward angeklopft beim kleinen Haus am Tor.
Die junge Frau kam eben von der Quelle,
sie hat gelesen lang in einem Buch
von eines wunderbaren Brunnens Welle -
nun saß am Haus ihr englischer Besuch …
„Was willst du, Fremder, hier bei mir, dem Weibe?“
Und barg ihr Antlitz scheu vor ihm im Tuch.
„Ich suche“, sprach der Engel „eine Bleibe
für Gottes Wort in eurer wilden Welt.
Bei dir in deinem makellosen Leibe
soll Herbergsstätte werden seinem Held.
So grüße ich dich nun! Sei voll der Gnade,
verwandle dich in Gottes Ackerfeld.
Indem ich dir sein Wort am Ohr ablade,
wirst Mutter du auf sonderbarem Pfade.“
Bis hoch zum Hals schlug unsrer Frau das Herze.
„Was ist das für ein Gruß“ die Liebe denkt.
„Was meint er mit dem sonderbare Scherze,
den er als Rätsel zu mir nieder lenkt?
Maria bin ich, Josephs nur Vertraute -
und hab doch niemals einem mich verschenkt.“
Da zeigt der Engel seine weiße Lilienraute:
„Begnadete, verzeih! Gott ist mit dir!
Du wirst dich runden wie der Bauch der Laute,
gebären unter Sternen darfst du hier.
Den süßen Knaben musst du Jesus nennen,
das ist des Schöpfers Wille. Glaube mir,
man soll in deinem Sohn den Gott erkennen.“
Maria flüstert: „Ich - des HERREN Magd?
Kannst du für solches mir Beweise nennen …“
Der Engel hat gelächelt und gesagt:
„Kennst du Elisabeth, die Ururalte?
Besuche sie. Zwar ist es sehr gewagt,
doch riss der HERR ihr auf des Schicksals Falte,
dass deinem ihr Sohn Schuh und Riemen halte."
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