Ein Altar wird zu Musik
Kunst: Das Ensemble diX aus Gera hat über den Marienaltar der Untermhäuser Kirche eine Kantate geschrieben und sucht jetzt im Internet Unterstützer für eine multimediale
Veröffentlichung.
Von Wolfgang Hesse
Beides ist etwas Besonderes: der Marienaltar in der Kirche am Mohrenplatz in Gera-Untermhaus und die Kantate dazu. Sie entstand im Auftrag der Kirchengemeinde in den vergangenen beiden Jahren. Die Inszenierung hat, im Zusammenspiel von Wort, Bild und Musik, viele Menschen tief berührt.
Durch ein Buch und eine CD-Aufnahme der Kantate möchten die Initiatoren Menschen auch außerhalb Geras auf den Marienaltar neugierig machen und zeigen, über welche Schätze Stadt und Gemeinde verfügen.
Um dieses ambitionierte Projekt Wirklichkeit werden zu lassen, wurde ein sogenanntes Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen, über das Internet werden viele, auch kleine Geldbeträge eingeworben. »Durch Spenden und ganz individuelle Dankeschönangebote sollen insgesamt 4 500 Euro gesammelt werden, die einen Produktionsstart noch in diesem Jahr ermöglichen sollen«, sagt Hendrik Schnöke vom Ensemble diX. Von signierten Exemplaren, einer persönlichen Führung durch die Kirche, einem Unterstützerfest im Garten des Dix-Hauses bis hin zu einem Wohnzimmerkonzert reichen die vielversprechenden Angebote.
Im Mittelpunkt der Komposition steht der spätgotische Flügelaltar der Marienkirche Untermhaus, der um 1443 geweiht wurde. Sein Schöpfer ist unbekannt. Man ordnet ihn der Saalfelder Schnitzerschule zu. Zusammen haben der preisgekrönte Komponist Peter Helmut Lang und das weltweit agierende Ensemble diX dazu ein Gesamtkunstwerk geschaffen. Entstanden ist die Kantate »… und sie bewegte die Worte in ihrem Herzen« in neun Bildern für Sopran und Holzbläser. Sie widmet sich den vier Reliefdarstellungen, den vier Tafelbildern und der Himmelskönigin im Mittelschrein.
Während der Entstehung entwickelte sich beim Komponisten und den Musikern eine intensive Bindung zum Marienaltar. Hendrik Schnöke hat in Hinblick auf die biblische Geschichte die ihn bewegenden Gefühle in einem Begleittext niedergeschrieben, der Bestandteil des Mediabooks werden wird. Gemeinsam mit der Kirchengemeinde wurden Schwerpunkte und Aussagen der jeweiligen bildlichen Darstellungen zusammengetragen. So entstand eine zeitgenössische Interpretation der Worte, die im Leben der Gottesmutter Maria bedeutsam waren. Peter Helmut Lang lässt durch eine Sopranistin die wörtliche Rede von Maria und die der sie umgebenden Personen und Engel hörbar werden. Seine Musik drückt Marias Gefühle aus. Von der Verkündigung durch den Engel bis zur Flucht der heiligen Familie reichen die Darstellungen. Nach einer Zäsur in der Geschichte schließt sich der Bogen zur Himmelskönigin mit einer Darstellung von Maria auf dem Totenbett, umgeben von den Jüngern.
Pfarrer Frank Hiddemann hat in neun Gottesdiensten jeweils ein Element des Marienaltars vorgestellt, dazu wurde die Vertonung von Peter Helmut Lang und dem Ensemble diX uraufgeführt. Zwei Komplettaufführungen im September zeigten, dass das Projekt in Gera einen hohen Stellenwert besitzt. Pfarrer Hiddemann bemerkt, dass für das kommende Jahr Aufführungen in der Arnstädter Liebfrauenkirche und eine Wiederaufführung in der Marienkirche Untermhaus geplant sind.
Sollte bis zum 22. Oktober, 23.59 Uhr, die gesetzte Summe nicht zustande kommen, erhalten alle Unterstützer ihr Geld zurück. Hendrik Schnöke hofft jedoch, dass das Projekt auch über Gera hinaus Unterstützer findet. Für das Engagement und die Verbundenheit durch Kirchengemeinde, den Künstler und das Ensemble diX sagt er schon heute vielen Dank.
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