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Diakon: Bürgerforum greift die Kirche an

Diakon Christoph Schmidt: »Wenn es um Menschlichkeit geht, gibt es keine Alternative.« | Foto: Wolfgang Hesse
  • Diakon Christoph Schmidt: »Wenn es um Menschlichkeit geht, gibt es keine Alternative.«
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In der Osthüringer Zeitung bezieht Diakon Christoph Schmidt Anfang Februar Position zur Flüchtlingspolitik im Landkreis. In einer Gegendarstellung des Altenburger Bürgerforums wird Schmidt angegriffen. Die Verunsicherung bei freiwilligen Helfern und Ehrenamtlichen ist dadurch gewachsen. Mit Diakon Schmidt sprach Wolfang Hesse.

Was hat Sie bewogen, sich in Ihrem Beitrag direkt zu Aussagen des Altenburger Bürgerforums zu äußern?
Schmidt:
In meinen Beiträgen zum Wochenende suche ich immer den direkten Bezug zwischen Bibel und Gesellschaft. Bei allem, was ich tagtäglich tue, bestimmen Menschenwürde, Barmherzigkeit und die Bereitschaft, Armen zu helfen mein Handeln.
Wenn ich bemerke, dass die Würde des Menschen und die Nächstenliebe angegriffen werden, so fühle ich es als meine Pflicht, das zu benennen und anzuklagen. Die Reaktion von Seiten des Altenburger Bürgerforums auf meinen Pressebeitrag greift nicht allein mich persönlich an, sondern die gesamten diakonischen Bemühungen der Landeskirche.

Wie erleben Sie die Situation im Umgang mit Flüchtlingen in Altenburg?
Schmidt:
Mit insgesamt 1 255 Asylbewerbern trägt Altenburg als Kommune die Hauptlast bei der Unterbringung von Geflüchteten im Landkreis. Oberbürgermeister Michael Wolf (SPD) setzt sich seit langem für eine gerechtere Verteilung im Altenburger Land ein.
Da diese Menschen vorwiegend in Sozialwohnungen untergebracht sind, ergeben sich in Wohngebieten, die auch günstigen Wohnraum für die arme Bevölkerung bieten, zuweilen soziale Spannungen. Die Migrations- und Integrationsbeauftragte Ivy Biber im Landratsamt leistet hier sehr gute Arbeit und Prävention. Sie bietet eine Bürgersprechstunde an und organisiert Mieterschulungen für Asylsuchende.
Im Grunde kann ich aber sagen, dass sich die Geflüchteten immer besser in unsere Gesellschaft integrieren.

Was sehen Sie als wichtige Aufgaben der Kirchen, um einer Spaltung in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken?
Schmidt:
Wir müssen vor allem unsere Gemeindemitglieder aufklären und das Gespräch über populistische Ansichten suchen. Viele der Menschen kennen nur eine Meinung und hier gilt es anzusetzen. Ich möchte die derzeitige Auseinandersetzung mit dem Bürgerforum zum Anlass nehmen, beide Meinungen gegenüber zu stellen und vor allem den Menschen die Angst nehmen.

Welche Auswirkungen haben die derzeitigen Spannungen auf die Flüchtlingsarbeit in Altenburg?
Schmidt:
Leider bemerke ich zunehmend Zurückhaltung bei den Helfern. Sie möchten sich derartigen Kritiken, wie ich sie erleben musste, nicht aussetzen. Es gibt hier 30 Patenschaften mit Flüchtlingsfamilien und etwa 100 Helfer in der Flüchtlingsarbeit, die hervorragende Arbeit leisten.
Es ist jedoch unsere Aufgabe als Kirche, Gesicht zu zeigen und klar für Barmherzigkeit und Menschenwürde einzutreten. Im Alten Testament steht bei den Propheten und in den Psalmen: »Ihr sollt euch um Witwen, Waisen und um die Fremdlinge kümmern«. Den Ausgegrenzten gilt unsere besondere Fürsorge als Kirche. In unserer Demokratie ist es ganz legitim, Kritik an der Politik zu üben, doch wenn es um Menschen und Menschlichkeit geht, gibt es keine Alternative.

Autor:

Online-Redaktion

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