Im Einsatz zwischen Kanzel, Bütt und Stadion
Ehrenamt: Für den Einzelhandelskaufmann und Lektor Holger Stingl ist der Glaube selbst »ein außergewöhnliches Erlebnis«
Von Ilka Jost
Durch die territorial gewachsenen Pfarrbereiche sind Prädikanten und Lektoren aus den Kirchengemeinden nicht mehr wegzudenken. Eine der Konsequenzen daraus ist die Einrichtung eines Stellenplanes für Ehrenamtliche im Verkündigungsdienst des Kirchenkreises Altenburger Land. Auch Holger Stingl übt ein solches Ehrenamt aus. Ermutigt durch seinen damaligen Pfarrer, entschloss er sich bereits im Alter von 17 Jahren zur Lektorenausbildung.
Seitdem ist sein Name regelmäßig auf den Gottesdienstplänen zu finden. »Die Arbeit im Verkündigungsdienst ist ein guter Ausgleich zum Alltag und zum Beruf. Da kann ich innerlich zur Ruhe kommen. Wenn es sich anbietet, lasse ich auch gern mal eigene Erlebnisse in die Lesepredigt einfließen«, berichtet Holger Stingl, der aus einer christlichen Familie stammt.
Vor allem rund um seine Heimatstadt Meuselwitz gibt es kaum ein Gotteshaus, das er nicht kennt. Eine »Lieblingskirche« hat er nicht. »Im Mittelpunkt steht immer das Evangelium. Da macht es für mich keinen Unterschied, ob ich in einer großen oder kleinen Kirche lese. Auch die Zahl der Besucher ist nicht ausschlaggebend für einen lebendigen Gottesdienst. Wenn ich vor leeren Bankreihen stehe, ist das natürlich enttäuschend. Glücklicherweise passiert das nur selten«, so Stingls Erfahrung.
Dennoch bereiten ihm die sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern und der hohe Altersdurchschnitt Sorgen. Deshalb sieht er es als wichtige Aufgabe, Kirche für junge Menschen attraktiv zu machen. Gut vorstellen kann er sich, moderne Elemente in die Gottesdienste einfließen zu lassen, vor allem bei der musikalischen Gestaltung. Eine besondere Herausforderung war für den inzwischen 32-Jährigen die einjährige Vakanz im Kirchspiel Meuselwitz, das sich bis nach Wintersdorf und Lucka erstreckt. Während dieser Zeit hat er viel Wertschätzung und eine hohe Aktzeptanz als Lektor erfahren.
Neben seinem Ehrenamt pflegt der gelernte Einzelhandelskaufmann auch einige Hobbys. Handball ist seine sportliche Leidenschaft – und der Fasching. Als Präsident des »Karnevalclub Rositz« stehen Holger Stingl derzeit wieder turbulente Wochen bevor. Kirche und Fasching – vielen erscheint das als Widerspruch, sodass er immer mal »Aufklärungsarbeit« leisten muss: »Der Karneval hat ja seine Wurzeln unter anderem im Christentum, denn die närrische Zeit ist traditionell immer der Jahresabschnitt im Kalender, vor dem mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit beginnt.«
Ob in der Kirche oder in der Bütt: Sein rhetorisches Talent wurde dem sympathischen jungen Mann wohl in die Wiege gelegt. Wenn es die Zeit erlaubt, tritt er auch gern mal als Stadionsprecher oder Moderator beim Stadtfest in Erscheinung.
Bei der Frage nach seinem prägendsten Erlebnis während seiner bisherigen Lektorenzeit muss Holger Stingl nicht lange nach einer Antwort suchen: »Der Glaube selbst ist ein außergewöhnliches Erlebnis, das immer wieder neue Überraschungen bereithält.«
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