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Kunsthaus Apolda Avantgarde
Ein Fest der Farben

Kaffeegarten am Ammersee: Das Bild (1911) ist Ausdruck sommerlicher Leichtigkeit. Es beeindruckt durch seine spannungsreiche Komposition. | Foto: Doris Weilandt
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  • Kaffeegarten am Ammersee: Das Bild (1911) ist Ausdruck sommerlicher Leichtigkeit. Es beeindruckt durch seine spannungsreiche Komposition.
  • Foto: Doris Weilandt
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Hermann Stenner galt als künstlerisches Ausnahmetalent. Er wurde nur 23 Jahre alt und hinterließ doch ein beeindruckendes Werk. Im Kunsthaus Apolda Avantgarde sind gegenwärtig Werke Stenners aus der Sammlung von Hermann-Josef Bunte zu sehen.

Gerade hatte der junge Hermann Stenner zusammen mit Oskar Schlemmer und Willy Baumeister Wandbilder für die Werkbund-Ausstellung in Köln gestaltet und damit große Aufmerksamkeit erregt. Dann begann der Erste Weltkrieg und er meldete sich zusammen mit Schlemmer als Kriegsfreiwilliger an die Front. Wie viele Intellektuelle glaubte Stenner an die „reinigende und heilende Wirkung“ einer Aussöhnung der Avantgarden mit der breiten Masse.
„Seit Tagen sehe ich nichts als das Entsetzlichste, was sich Menschenhirne ausmalen können“, schrieb Franz Marc 1916 seiner Frau von der Front. Da war Stenner bereits zwei Jahre tot. Er fiel 1914, kurz nach Kriegsbeginn, mit nur 23 Jahren. Ein malerisches Ausnahmetalent wurde für immer ausgelöscht. Stenner schuf in den wenigen Jahren, die ihm blieben, rund 300 Gemälde und 1500 Zeichnungen und Aquarelle.
Um die Bewahrung der Arbeiten des durch seinen frühen Tod weitgehend unbekannten Künstlers hat sich besonders der Sammler Hermann-Josef Bunte verdient gemacht. Ein wesentlicher Teil seiner Sammlung ist derzeit im Kunsthaus Apolda zu sehen. Stenner ist nicht nur eine Entdeckung im Bereich der klassischen Moderne, seine Bilder erweitern auch das Verständnis für Farbklänge mit tiefenpsychologischer Bedeutung. Das Bild „Waldinneres“ ist beseelt von Lichteffekten, die die Bäume in magische Bewegung versetzen. Die Pinselstriche sind pastos und wirken doch flüchtig durch den farbigen Wirbel.

"Stenner schuf in den wenigen Jahren rund 300 Gemälde und 1500 Zeichnungen und Aquarelle"

Die Landschaften aus der Zeit, die Stenner bei Hans von Hayek an dessen Malschule in Dachau schuf, zeigen in ihrem impressionistischen Duktus eine besondere Empfindsamkeit. Von der Natur lässt er sich inspirieren, schaut sich die Stimmungen ab, die weit über den unmittelbaren Eindruck hinausgehen. Nach einer Zwischenstation in der Malklasse bei Christian Landenberger an der Königlichen Akademie für bildende Künste in Stuttgart wechselte Stenner in die Komponierklasse zu Adolf Hölzel, der ihm neue Welten eröffnete. „Die reine Farbe und die Linie sind Ausdrucksmittel Wir arbeiten also mit psychologischen Wirkungen. Wir sehen eine dunkle mystische Waldschlucht und verarbeiten den Eindruck, den wir von ihr empfangen, in einem Bild mit Figuren“, schrieb Stenner an seinen Bruder Fritz. In einem solchen Kontext malte er das Bild „Heiliger Sebastian“. Die überlängte, nachdenkliche Figur wird vor einem düsteren Naturhintergrund gezeigt. Sein entblößter Oberkörper ist von der Seite angestrahlt und hebt sich damit aus dem Schattenreich.
Sommerliche Unbeschwertheit scheint das Gemälde „Kaffeegarten am Ammersee“ zu beherrschen. Die Sonne irrlichtert durch die Bäume und belebt damit die Szenerie in unterschiedlichen Farben. Im Vordergrund sitzt eine Frau allein an einem der Wirtshaustische. Sie changiert zwischen gleißendem Licht und der kühlen Stimmung gleich nebenan. Die einsame Frau zieht den Blick des Betrachters auf das Wasser des Sees hinaus ins Offene.
Stenner hat sich in einer Reihe von Selbstbildnissen auch immer wieder selbst befragt. Das Porträt mit Hut und Zigarette von 1910 zeigt einen selbstbewussten Mann, der mit wachen Augen auf seinen Betrachter blickt. Auf der Ölskizze zu einem späteren Bildnis stellt er sich als expressionistischen Künstler dar. Der Kunsthistoriker Hans Hildebrandt, der mit ihm mehrere Wochen die Alten Meister im Louvre studierte, schrieb über ihn postum: „Die Berufung zum Künstler, zum Maler, sprach ungewollt aus seinem ganzen Wesen. Hermann Stenner war eine Naturbegabung“.
Doris Weilandt

Kaffeegarten am Ammersee: Das Bild (1911) ist Ausdruck sommerlicher Leichtigkeit. Es beeindruckt durch seine spannungsreiche Komposition. | Foto: Doris Weilandt
Skizze zu einem Selbstbildnis: Dieses Bild aus dem Jahr 1912 gehört zu den herausragenden Arbeiten von Hermann Stenner. | Foto: Doris Weilandt
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