Kirche in schwieriger Zeit
Schon einige Tage bevor das Land Brandenburg die Durchführung von Gottesdiensten offiziell untersagte, entschied die Evangelische Kirchengemeinde Bad Liebenwerda, am 8. März den Sonntagsgottesdienst abzusagen.
Sofort stellte sich Pfarrer Torben Linke die Frage: Wie kann das Gemeindeleben der Kirchengemeinde während der Corona-Einschränkungen weiterlaufen, wenn weder Gottesdienste noch sonstige Gemeindeveranstaltungen nicht stattfinden können? - Eine gute Frage. Umdenken war angesagt. Was geht noch? Wie erreicht man Gemeindeglieder ohne direkten Kontakt? Lediglich auf Fernsehgottesdienste und christliche TV- und Radiosender zu verweisen, konnte nicht ausreichen.
Pfarrer Torben Linke überlegte vielmehr, wie andere Kommunikationswege und neue Medien für die Gemeinde genutzt werden könnten. So entwickelte er in den vergangenen Monaten aus der Not heraus völlig neue Formate:
Zunächst luden die Kirchenglocken jeden Abend um 19 Uhr zum gemeinsamen Gebet ein. Dieser Gebetsruf wurde im ökumenischen Sinn auch von der katholischen Kirchengemeinde aufgenommen. Da die Kirche umbaubedingt nicht als offene Kirche zur Verfügung steht, entstand im Hof des Gemeindezentrums ein „Gebetszelt“. Pfarrer Torben Linke sammelte Gebetsanliegen und formulierte daraus für jeden Tag ein Gebet. Diese wurden über soziale Medien, die Homepage der Kirchengemeinde aber auch über die Schaukästen verbreitet. Daneben entwickelte Torben Linke wöchentlich Videobotschaften und lockte mit Mutproben, neudeutsch Challenges, aus der eigenen Komfortzone.
Für Christen war es das erste Osterfest seit vielen Jahren, dass sie nicht wie gewohnt in den Gottesdiensten in der Kirche feiern konnten. Mit Online- und Telefongottesdiensten konnten sie sich dennoch im Kreis ihrer Familien an das erste Abendmahl, die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu Christi erinnern. Eine völlig neue, aber schöne Erfahrung für die Familien.
Zwischenzeitlich können die Gemeindemitglieder zwar wieder zu Gottesdiensten zusammenkommen, wenn auch mit Mund-Nasenschutz und ohne Gemeindegesang. Da doch noch viele Menschen vorsichtig sind und größere Zusammenkünfte scheuen, bietet Pfarre Linke seine Onlineformate weiterhin an. Zudem hat er festgestellt, dass auf diesem Wege Menschen erreicht werden, die sonst nicht den Weg zu den Gottesdiensten finden.
Mit viel Engagement und Kreativität wirken immer wieder andere Gemeindemitglieder an der Mitgestaltung der „Gottesdienste to go“ mit. Auch die Kantorin Dorothea Voigt spielt regelmäßig passende Lieder ein und wird dabei von Henriette Barth unterstützt.
Neben diesen virtuellen Angeboten nutzt die Kirchengemeinde aber auch die herkömmlichen Wege. So wurden an alle Gemeindemitglieder Osterbriefe geschrieben und verteilt, die Ausgabe des Gemeindebriefes für Juni/Juli konnte Dank eines großzügigen Angebotes der Druckerei an alle Haushalte im Einzugsgebiet der Kirchengemeinde verteilt werden.
Bilder: Gebetspavillon (D.Gebhard), Beter im Gebetspavillon (C. Enders)
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