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Wort zur Woche
Die hartnäckigste und dringendste Frage des Lebens

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Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen;
und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.

Lukas 12, Vers 48b

Dieser Vers steht am Ende einer eher düsteren Rede Jesu. Der lukanische Jesus sagt seinen Jüngern, was passieren wird, wenn ein böswilliger Verwalter eines Herrn nicht mehr damit rechnet, dass er diesem einst Rechenschaft geben muss. Der Verwalter schlägt willkürlich die ihm unterstellten Knechte und Mägde und bringt sein Leben mit Prassen zu. Diesen Knecht wird der Herr, wenn er doch unerwartet kommt, in Stücke hauen lassen. Denn: ihm war viel anvertraut, darum wird man umso mehr von ihm fordern.
Diese Rede Jesu klingt überaus hart. Was ist das für eine unverhältnismäßige Strafe, die hier angedroht wird? Auf mich wirkt der Zusammenhang des Wochenspruchs beim ersten Lesen wie das Leitbild für eine – Gott sei Dank! – überwundene Struwwelpeter-Pädagogik. Bei aller Problematik dieses Textes lohnt sich dennoch genaueres Hinschauen. Ich lese das auch so: Eigentum verpflichtet! So steht es im Grundgesetz Artikel 14 (2): „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“

Christoph Ernst, Superintendent des Kirchenkreises Bad Salzungen-Dermbach | Foto: Ernst
  • Christoph Ernst, Superintendent des Kirchenkreises Bad Salzungen-Dermbach
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Für mich heißt das: Nicht nur die materiellen (die auch!), sondern auch alle anderen Gaben, die wir in die Wiege gelegt oder im Laufe des Lebens geschenkt bekommen haben, sind nicht nur für uns da, sondern auch für das Gemeinwohl. Gaben sind immer auch Aufgaben!
Eine der größten sozialen Herausforderungen heute ist die wachsende Einsamkeit in unserer Gesellschaft. Kürzlich wurde vom Familienministerium ein „Einsamkeitsbarometer“ veröffentlicht, das ein erschreckendes Bild zeichnet. Dabei könnten wir alle etwas von dem, was uns anvertraut ist, in die Gemeinschaft zurückgeben. Sei es, dass wir Zeit für andere verschenken, sei es, dass wir uns anderweitig engagieren. Für mich wird in diesem Vers tagesaktuell, was Martin Luther King sagte: „Die hartnäckigste und dringendste Frage des Lebens ist: Was tust du für andere?“
Christoph Ernst, Superintendent des Kirchenkreises Bad Salzungen-Dermbach

Christoph Ernst, Superintendent des Kirchenkreises Bad Salzungen-Dermbach | Foto: Ernst
Autor:

Online-Redaktion

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