Auf dem Weihnachtsmarkt wird Zeit verschenkt
Erprobungsraumprojekt lenkt in Bad Salzungen den Blick auf die Weihnachtsbotschaft
Von Susanne Reinhardt
Inmitten von Verkaufsständen an denen Spielzeug, Schmuck, Naschwerk und mehr angeboten wird, umgeben von lauter Musik, dort will der Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach in den kommenden Tagen auf dem Weihnachtsmarkt in Bad Salzungen eine Ruheinsel schaffen.
An der Hütte, die vom Gewerbeverein gestellt wurde, hängt ein Plakat. »Zeit zu verschenken« steht darauf, am Giebel leuchtet ein Herrnhuter Stern und daneben stehen Figuren aus Pappmaschee in menschlicher Größe. Eine davon stellt die schwangere Maria dar. Ihr zur Seite steht Josef mit Hut nach jüdischem Brauch, der seinen Arm schützend um sie gelegt hat. Vor dem heiligen Paar sitzt eine kleine Katze. »Wo ist das Jesuskind«, fragt ein kleines Mädchen, das an dem Stand des Kirchenkreises herangetreten ist. »Das fehlt doch hier?« »Nun, das ist noch nicht geboren«, erklären die Frauen von der Kirchengemeinde aus Dermbach, die heute hier »Dienst« tun. Jeden Tag von 14 bis 18 Uhr werden Kirchengemeindeglieder aus einem anderen Ort des Kirchenkreises da sein. Sie erklären dem Kind, dass Advent Ankündigung heißt. Einige Passanten erkundigen sich, was es denn hier zu kaufen gibt? »Zeit«, lautet die Antwort.
Indes hat das kleine Mädchen das Quizspiel entdeckt, auf dem Fragen zur Weihnachtsgeschichte beantwortet werden können. Ein junger Mann steht etwas abseits und schaut dem Treiben am Stand verhalten zu. Man sieht ihm an, dass ihn etwas bedrückt. »Haben Sie Lust auf einen heißen Tee?«, spricht ihn Pfarrerin Antje Gerlach vorsichtig an. Er nickt und beide setzen sich in das nahe liegende Café. Er erzählt. Man sieht, wie sich dabei zunehmend das Gesicht des jungen Mannes entspannt.
Zwar bildet sich keine Menschenschlange vor der mit Tannengrün und Lichterketten geschmückten Hütte des Kirchenkreises, aber hin und wieder tritt der eine oder andere Passant heran, um zu schauen und zu fragen. Neugierig machen auf Kirche, das bezweckt das Projekt, das die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland Erprobungsräume nennt. Ideen sind gefragt, um Kirche interessant zu machen. Diejenigen, die auf dem Weihnachtsmarkt in Bad Salzungen stehen, haben sich Gedanken gemacht. In einem Kasten können Fürbitten eingeworfen werden und es liegt Informationsmaterial aus zu Beratungsstellen und Ansprechpartnern. Das Augenmerk auf den Sinn von Weihnachten lenken, das ist dabei gar nicht so einfach, um vor allem diejenigen zu erreichen, die so gar nichts mit Kirche »am Hut haben«.
Autor:Adrienne Uebbing |
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