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Predigttext
Gottes Wege sind anders

Claudia Drese, Pfarrerin in Bernburg | Foto: Foto: Claudia Drese
  • Claudia Drese, Pfarrerin in Bernburg
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So nimm nun, Herr, meine Seele von mir; denn ich möchte lieber tot sein als leben. Aber der Herr sprach: Meinst du, dass du mit Recht zürnst? Jona 4, Verse 3-4

Von Claudia Drese

Jona ist richtig unzufrieden. Gefrustet bis zum Geht­nicht­mehr. Gott hatte ihn geschickt, den bösen Menschen von Ninive ihre Bestrafung anzukündigen, und jetzt das: Reue, Gnade und Barmherzigkeit, kein apokalyptisches Spektakel, das Jonas Selbstgerechtigkeit den Bauch pinselt. Jona ist dermaßen gefrustet, dass er nicht einfach nur keine Lust mehr hat, Gottes Prophet zu sein. Nein, er möchte gleich gar nicht mehr existieren. Gott hat nicht das getan, was er angekündigt hatte. Er hat dem reuigen Ninive vergeben – also was soll das hier, bitte?

Ich höre immer wieder Sätze, wie: "Covid hat’s gar nicht gegeben oder war erfunden von denen da oben." oder "Die Erde wird uns überleben und sich dann erholen, was kümmert mich der Klimawandel?" Sätze, die Menschen manchmal so herausplautzen und hoffentlich nicht ernst meinen. Sätze, die vor Wut vibrieren und diejenigen vergessen, die unter den Folgen des Klimawandels leiden oder an Covid19 gestorben sind.
Jona hatte viel durchgemacht auf seinem Weg nach Ninive. Er war geflüchtet und in einem Sturm über Bord ins tosende Mittelmeer geworfen worden. Ertrinkend findet er sich voller Angst im Inneren eines Fisches wieder und erfährt selbst die Gnade Gottes. Gerettet zwar, doch noch immer verängstigt, nimmt er den Auftrag an, predigt in Ninive. Vielleicht droht ihm mit seiner Botschaft Gewalt? Jona hat Angst.

Doch an eines klammert er sich: Gott wird strafen, und es wird nicht nur Strafe sein, sondern auch Belohnung. Jonas Belohnung für all die Verunsicherung, die er zu ertragen hatte. Reue und Barmherzigkeit machen ihm einen Strich durch seine Rechnung. Was er selbst erfahren hat, kann er andern nun nicht gönnen. Jonas Angst wird zum Brandbeschleuniger lodernder Wut, die alle anderen vergessen sein lässt. Blind vor Wut sieht er keinen Weg zurück.

Eine einfache Frage öffnet ihm wieder die Augen: "Meinst du, dass du mit Recht zürnst?" Gott eröffnet ihm ein Innehalten, um den Weg zu sehen, der immer da ist: weg vom blind machendem Zorn, hin zu Liebe und Barmherzigkeit. Jonas Gefühle sind ganz menschlich, und das Innehalten am Wegweiser gilt auch uns: Meinst du, dass du mit Recht zürnst? Seltener, als man denkt.

Autor:

Katja Schmidtke

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