Alles unter einem Dach
Das Martinszentrum in Bernburg vereint seit zehn Jahren Grundschule, Hort, Kindergarten und Gemeindezentrum. Und mittendrin steht die neogotische Martinskirche.
Von Thorsten Keßler
Am Anfang standen eine sanierungsbedürftige Kirche, eine neugegründete evangelische Grundschule und eine Fördermittelzusage für diese Schule. Pfarrer Dr. Lambrecht Kuhn von der Martinsgemeinde Bernburg erinnert sich an die Anfänge des Martinszentrums: »Wir wollten damals nicht nur Schule und Kirche zusammenführen, sondern dazu auch den sich in Trägerschaft der Martinsgemeinde befindlichen Hort und die Kindertagesstätte.«
Alles unter einem Dach, von der Kindertagesstätte bis zur Seniorenarbeit. So sah 2003 die Vision aus. Von der Kanzel habe er der Gemeinde die Idee eines Kinder- und Gemeindezentrums vorgestellt, erinnert sich Kuhn, denn »wir mussten erst mal sondieren, ob unsere Gemeindeglieder so ein Projekt mittragen würden«.
Die Gemeinde wollte, und so entstanden ringförmig um die neogotische Martinskirche die flachen Gebäude aus Glas und Holz für Grundschule, Hort und Kindertagesstätte. In die Kirche hinein wurde ein Würfel aus Glas und Stahl gebaut. In diesem »Haus im Haus« findet Sport- und Werkunterricht statt, hier üben die Bläserkinder und, wenn Gottesdienst gefeiert wird, lässt sich die Glasfront öffnen und der Kirchenraum vergrößern.
Draußen, auf dem Spielplatz am Fuße des Kirchturmes, toben auf einer Wiese zwischen Bäumen die Kindergartenkinder. Auf einer großen Sandkuhle steht seit einem Jahr ein Spielboot, damit können die Jungen und Mädchen in See stechen. Der Schulhof für die Älteren befindet sich, gerahmt von Schul- und Hortgebäuden, rund um die Kirche.
Mehr als 160 Kinder sorgen für Leben in und um die Martinskirche. 82 Schülerinnen und Schüler besuchen die einzügige evangelische Grundschule und den Hort. Achtzig Kinder kommen täglich in die evangelische Kindertagesstätte. Das Einzugsgebiet der Schule reicht neben der Stadt Bernburg in den gesamten Altkreis Bernburg; von Calbe und Sachsendorf bis Könnern und Alsleben auch landeskirchenübergreifend. Von den Grundschülern sind rund zwei Drittel konfessionell gebunden. Bei den Kindergartenkindern ist das Verhältnis zwischen getauften und ungetauften Kindern etwa 50:50. Ein großer Teil der Kindergartenkinder setzt den christlichen Bildungsweg auch in der evangelischen Grundschule fort.
Schulleiterin Berit Kuhn, Hortleiterin Ina Rakoczy und die Leiterin des Kindergartens, Anja Müller, waren von Anfang an in die inhaltliche Ausrichtung eingebunden und haben das Gesamtkonzept für das Martinszentrum mitentwickelt. Die Grundschule ist eine offene Ganztagsschule und zeichnet sich dadurch aus, »dass wir im und mit dem Kirchenjahr leben«, betont Berit Kuhn. »Das Leben in christlicher Gemeinschaft bildet unsere Wochenstruktur. Das beginnt mit der Morgenandacht am Montag und endet mit dem Abschlusskreis am Freitag.« Auch im Morgenkreis des Kindergartens werden christlich-religiöse Themen behandelt, aber Schule und Kindergarten haben ihren eigenen Andachtsrhythmus.
Höhepunkte sind die Einschulungsgottesdienste und die Familiengottesdienste gemeinsam mit Schule, Kindergarten und Gemeinde. Zum Beispiel feiern Grundschule und Kindergarten jedes Jahr während der ökumenischen Friedensdekade einen Bußtagsgottesdienst, zu dem natürlich auch die Gemeinde eingeladen ist.
Die Hoffnung vieler Gemeindeglieder auf eine wachsende Gemeinde habe sich allerdings nicht erfüllt, sagt Pfarrer Lambrecht Kuhn. »Wir haben zwar Taufen und Eintritte, aber die Zahlen sind nicht signifikant höher als in anderen Gemeinden.« Zukünftige Herausforderungen liegen im baulichen Bereich: »Der Kirchturm ist noch nicht vollständig saniert und der Erhaltungsaufwand steigt«, sagt Pfarrer Kuhn, »denn das Martinszentrum ist kein Neubau mehr.«
»Die inhaltliche Konzeption des Martinszentrums ist ein laufender Prozess«, ergänzt Schulleiterin Berit Kuhn. Eine wichtige Aufgabe sei es, auch schwächere Kinder immer mitzunehmen, sodass sie nach der zwei- oder dreijährigen Schuleingangsphase in die 3. Klasse mitgehen können.
Vom 10. bis 16. September ist anlässlich des zehnjährigen Bestehens eine Festwoche im Martinszentrum geplant. Den Auftakt bildet am 10. September der Festgottesdienst mit Kirchenpräsident Joachim Liebig und ein sich anschließender Tag der offenen Tür.
Autor:Online-Redaktion |
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