Ein Festtag mit Geschmack
Die Saalestadt Bernburg war am 18. Mai die letzte Station des Europäischen Stationenweges zum Reformationsjubiläum vor der Lutherstadt Wittenberg. Das bunte Programm unter blauem Himmel und dem Motto »Salz der Erde – Leben mit Geschmack« lockte viele Besucher an.
Von Angela Stoye
Einst im Kloster zu Erfurt saß ein trauriger Mann …«, sangen die Mädchen und Jungen. Der Kinderchor in Mönchskutten machte seine Sache prima. Ein halbes Jahr hatten über 50 Kinder der Evangelischen Grundschule Bernburg mit Solisten und einer Band für das Musical »Mönsch Martin« geprobt. Das war der Aufführung auf der Hauptbühne auf dem Karlsplatz anzuhören. Und so gingen die Zuhörerinnen und Zuhörer bereitwillig Luthers Lebensweg vom grüblerischen Mönch im Erfurter Augustinerkloster bis zum Professor, Reformator und Ehemann in Wittenberg mit. Sie hörten den Ablassblues, den Hip-Hop-Segen oder die Bibelübersetzersamba – und belohnten die über einstündige Aufführung am Ende mit starkem Applaus.
Wettbewerbsgewinner gekürt
Martin Luther war, soweit bekannt, nie in Bernburg. Dass die Stadt an der Saale dennoch eine Station des Europäischen Stadtionenweges zum Reformationsjubiläum wurde, hängt mit Fürst Wolfgang von Anhalt (1499–1566) zusammen, der in Bernburg residierte. Dieser lernte Luther 1521 kennen und schätzen und wurde zu einem entschiedenen Befürworter der Reformation. Der Fürst mit dem Beinamen »der Bekenner« führte 1525 in Bernburg die Reformation ein – 492 Jahre später wurde mit dem Stationenweg daran erinnert.
Insgesamt hatte der Truck bei seiner Tour durch 19 Länder Geschichten zur Reformation eingesammelt und am 20. Mai die Lutherstadt Wittenberg erreicht (siehe letzte Seite dieser Ausgabe). In Bernburg gab es im Vorfeld dieses Tages einen Aufruf, sich unter dem Motto »Salz der Erde« an einem Geschichtenwettbewerb zur Reformation zu beteiligen. Eine Jury wählte aus 15 Gruppen und Einzelpersonen die Gewinner. In der Altersklasse bis zu zwölf Jahren ist es die »Täubchengruppe« der Kindertagesstätte im Evangelischen Martinszentrum, die Hortkinder des Martinszentrums und die Klasse 6c der Sekundarschule »Campus technicus«. Unter den 13- bis 27-Jährigen bekamen die Junge Gemeinde Bernburg und der Kurs »Kreatives Gestalten« vom »Campus technicus« einen Preis. In der Altersgruppe ab 28 Jahren gewannen das Bernburger Kabarett »M!Pört« mit einem Bänkelgesang über Fürst Wolfgang von Anhalt, gefolgt von der Lutherkirche im hessischen Frankenthal mit einem Luther-Kalender und Sabine Rodegast mit einer persönlichen Glaubensgeschichte. Bei den Senioren gewannen Erika Magdalinski, die ein Theaterstück »Salz der Erde« geschrieben hatte, und die Begegnungsstätte »Katharinentreff« mit einer Rezeptsammlung aus der Lutherzeit.
Diskussionen am Türstock
Zur Eröffnung des Stationenweges lobte Kirchenpräsident Joachim Liebig die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Bernburg und weiteren Partnern, die den Festtag mit organisiert hatten. An einem großen hölzernen Türstock aus dem Salzbergwerk, den das in Bernburg ansässige Bergbauunternehmen esco (European Salt Company) zur Verfügung gestellt hatte, gab es mehrere Diskussionen zu den Themen Reformation – im Zusammenhang mit Politik, Diakonie oder Bildung. Dabei würdigte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) die Rolle der Kirchen im Land, die Wesentliches zum Gemeinwesen beitrügen. Deshalb sei es angemessen, dass der Staat kirchliche und diakonische Arbeit finanziell unterstütze. Zum Beispiel sei das Geld vom Staat für die Lutherstätten im Land gut angelegt. »Das ist unser Weltkulturerbe, und auch wenn 2017 vorbei ist, bleiben sie bestehen.«
Autor:Online-Redaktion |
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